The Handsome Family – Singing Bones :: Loose

Das musizierende Ehepaar Rennie und Brett Sparks hat einen prominenten Fan mehr:

Kein anderer als Ringo Starr outete sich als Aficionado. Bringen die Songs des Duos die jenseitigen Seiten des leutseligen Trommlers zum Schwingen? Oder ist er nur geschmeichelt dem so hübschen wie verqueren Vergleich von Greil Marcus aufgesessen, die Handsome Family sei „the Beatles of the folk world“?

Die Sparks irritiert das alles nicht Unbeirrt huldigen sie auch auf ihrem sechsten Album der Welt hinter dieser Welt, wobei ihr Umzug von Chicago nach Albuquerque/ New Mexico in „Gail With The Golden Hair“ und JFar From Any Road“ durchaus musikalische Spuren hinterlässt, south-by-southwest. Dennoch zieht „Anging Bones“ den unbedingten Stilwillen der bedingungslosen Erneuerung vor, als Musik gewordener Affront gegen die rationale Moderne, mit den Mitteln der Computer-Moderne (Schlafzimmerproduktion) und der einfachen Folk-/Country-Melodie. Die sich hier bis auf eine von Bascom Lamar Lunsford inspirierte Bearbeitung des Traditionais „Dry Bones“ bis in die 20er Jahre zurückverfolgen lässt.

Dabei kratzt die Handsome Family bei dersteten Verfeinerung ihres Sujets schon mal an der Karikatur, wenn etwa eine gewisse Lisa ein Flüstern aus ihrem Monitor vernimmt zum Auftakt von „A Shadow Undernearh“. Es wimmelt hier ja nur so von Schatten und Geistern und plötzlich belebter unbelebter Materie. Obacht im Supermarkt! Da könnten immer ein paar unheilige Wesen am Werk sein. Wenngleich die Gefahr im „24 Hour Store“ Marke USA natürlich ungleich größer ist, „late, late at night“ kann man bei uns ja nicht mehr shoppen.

„My name I don’t remember“, singt Brett Sparks in „The Bottomless Hole“, womöglich der beste, auf jeden Fall der unverblümteste Song, der bisher geschrieben wurde über die Abgründe, die in uns hineinschauen, sobald wir nur in sie hineingeblickt haben. In seinen beiden einsamen Meisterstücken singt Sparks a-cappella-Harmonien mit sich selbst. Gegen Kontaktaufhahme hat die Handsome Family aber nichts und ermuntert „die Neugierigen und die Verärgerten“. Vielleicht mailt Ringo ja auch mal.

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