The In-Kraut Vol.2 – Hip Shaking Grooves Made In Germany 1967 -1974

Für die einen ist es nur manieriertes Gedudel, für die anderen die längste Partypraline der Welt: Seit etwa zehn Jahren gelten Hammond heavy Grooves und tighte Big-Band Arrangements aus Papis Plattenkiste wieder als ironische Fingerschnipp-Granaten und funky Dancefloor-Nuggets. Doch viele teutonische Klassiker, wie Siggi Schwabs legendärer Soundtrack zum Jess-Franco-Schocker „Vampyros Lesbos“, finden ihr Publikum vor allem im angloamerikanischen Ausland. Die erste „The In-Kraut“-Compilation des Hamburger Marina-Labels ging dort ebenfalls deutlich besser als hierzulande. Ob’s der zweite Teil ändert? Eher nicht, denn im Unterschied zum Vorgänger finden sich diesmal leider nur wenige Stücke mit Gesang und originärem Pop-Appeal. Dabei waren es gerade Songs wie Marianne Mendts „Wie a Glock’n…“, die der gelungenen ersten Zusammenstellung ihren Reiz verliehen.

Nun gibt es dafür Hugo Strassers Instrumental-Version von Deep Purples „Black Night“, James Lasts biederen „Soul Marsch“ oder Rolf Wilhelms peinliche Stöhn-Nummer „Do It Yourself“. So stellten sich damalige Fiftysomethings, die ihr musikalisches Handwerken schlimmen Zeiten“ gelernt haben, den Hippy-Hippy-Shake der Jungen vor. Geht es wirklich nur um perfekte Mimikry? Natürlich nicht. Das von Mary Roos sehr schön gesungene „Blauer Montag“ – die deutsche Fassung von „Mas Que Nada“ – fällt zwar auch in diese Kategorie, hat aber Schwung, Charme und Stil. Supertoll ist natürlich auch die Knef, mit „Holiday Time“, der extrem raren englischen Fassung von „Ferienzeit“. Der absolute Höhepunkt des Albums stammt jedoch von dem Can-Vorläufer The Inner Space: Der von Irmin Schmidt geschriebene „Kamera Song“ bedient sich zwar sehr großzügig bei Velvet Undergrounds „Sunday Morning“, doch der Gesang des legendären Super-Groupies Rosy Rosy hält den Vergleich mit Nico locker aus.

Warum nicht mehr solcher Kleinodien? Vermutlich soll mit „The In-Kraut Vol.2“ ein globales Retro-Lounge-Publikum angesprochen werden: Man lächelt, zwinkert sich zu, and the beat goes on… Der Hase Cäsar macht uns mit „Eine kleine Hasenmusik“ den Abschied ausgesprochen leicht.

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