The Incredible String Band – The Circle Is Unbroken: Live And Studio 1967 -1972

Die Incredible String Band war mit Sicherheit die ungewöhnlichste, vielleicht auch einflußreichste Gruppe innerhalb der britischen Folkszene der 6oer Jahre: Robin Williamson und Mike Heron spielten die seltsamsten Instrumente, trugen die romantischsten Hippie-Klamotten und glaubten an die absonderlichsten Religionen. In einem einzigen ihrer Songs konnte man gleichzeitig Einflüsse aus bis zu fünf verschiedenen Kulturkreisen und Genres entdecken. Sampling unplugged.

Auf dem 1966 im Trio mit Clive Palmer entstandenen Debütalbum war davon allerdings noch wenig zu hören: Trotz herausragender Songs wie „Maybe Someday“ klang das eher nach einem schottischen Pub kurz vor der Sperrstunde als nach den mythenschwangeren Klangreisen der kommenden Jahre. Als Palmer unmittelbar nach dem Debüt die Band verließ, um dem Zeitgeist entsprechend nach Afghanistan auszuwandern, pilgerte auch Williamson für einige Monate nach Marokko. Als er mit einem Koffer voller exotischer Instrumente zurückkam, begannen er, Mike Heron und der Produzent Joe Boyd in Chelsea mit den Aufnahmen zum zweiten Album. „Hu- 5000 Spirits Of The Layers Of The Onion“ wurde ein atemberaubendes Meisterwerk des Acid-Folk – ein wichtiger Einfluß für Led Zeppelin und Paul McCartneys Lieblingsalbum des Jahres 1967.

Die Studio-CD des Doppelalbums „The Circle Is Unbroken“ ist ein Bindeglied zwischen dem ersten und dem zweiten ISB-Album, ein Skizzenblock, der den Stilwechsel nachvollziehbarer macht. Die bereits als „The Chehea Sessions“ erschienenen Aufnahmen enthalten einige Songs, die es nicht auf „5000 Spirits“ geschafft haben. Es finden sich aber auch Roh-Versionen von Klassikern wie „First Girl I Loved“ (hier ohne Danny Thompsons Baß-Spiel) oder „The Mad Hatters Song“, das auch ohne Sitar und Piano und mit leicht verändertem Text eine magisch unheimliche Atmosphäre ausstrahlt. Das unveröffentlichte, wunderbar melancholische „Alice Is A Long Time Gone“ erzählt noch einmal die Geschichte von „Alice im Wunderland“ – diesmal aus der Sicht des Hasen.

Auch die Live-Aufnahmen der zweiten CD – sie wurden im Herbst 1972 während einer Kanada-Tour im Sextett eingespielt – sind bereits vor einigen Jahren erschienen. Der Sound ist leider mäßig, die Pausen und Ansagen endlos, und bei vielen Stücken spürt man, daß die ISB nach dem Ende der Hippie-Ära ihre Vision verloren hatte. Selbst gute Songs wie „My Father Was A Lighthouse Keeper“ konnten den Streit zwischen Heron und Williamson nicht mehr übertünchen. Eine Tour durch riesige Hallen – im Vorprogramm von Three Dog Night – erledigte ’74 den Rest. Anfang und Ende einer großen Band für Fans ein reizvolles Dokument.

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