The Killer von John Woo :: ab 27. Februar

Hongkong, nachts. Es regnet. Eine Kirche, schräg von unten gefilmt wie ein Gruselhaus. Es donnert, blitzt. Die Kamera schwebt durch das Portal auf den Altar zu, auf hunderte von Kerzen und einige weiße Tauben. Auf einer Bank sitzt ein Mann, lässig, aber nicht respektlos, und in seinem Gesicht liegt meditativer Fatalismus, reglos wie eine Ikone. Jemand reicht ihm einen Aktenkoffer. Er entnimmt eine Pistole, lädt sie mit lautem Schnappen durch, und in seinem Blick schimmert Hohn.

So beginnt „The Killer“, das Meisterstück von John Woo, sein Melodram über Liebe, Freundschaft und Ehre, eine Heldenballade mit poetischem Gemetzel und offener Sehnsucht nach den größten aller Gefühle, also cineastische Artistik, für die der Regisseur eine sichere Hand haben muß wie seine Meisterschützen. Woo war ein Held in Hongkong, bis er nach Hollywood ging, wo er ein Held von Tarantino ist und in den Handwerksmühlen der Studios landete. In Heimarbeit bringt der Verleih Rapid Eye Movies nun den acht Jahre alten „The Killer“ erstmals in Deutschland heraus, in Programmkinos. John Woos Filme sind, wie seine Charaktere, ein Versprechen.

Eine Bar. „Don’t make promises that you won’t keep“, singt ein Mädchen, als der Killer (Chow Yun-Fat) mehrere Männer umlegt Die Sängerin wird dabei an den Augen verletzt und er ihr Beschützer. Nicht jeder sei unglaubwürdig, sagt der Mörder, der niemandem traut Er will aussteigen, die Mafia ihn beseitigen. Im Cop Li (Danny Lee) findet er einen Seelenverwandten, der sagt, „he acts like he dreams, determined, something heroic, eyes full of passion“. Adäquat setzt Woo mit blauem Licht surreale Schleier, und Schießereien entladen sich zu sakraler Schicksalhaftigkeit. Beim Showdown in der Kirche kämpfen Cop und Killer gegen die Schergen des Bösen, wie Westerner und romantische Ritter. Wenn sie die Magazine zweier Pistolen leerballern, Körper im Ryhthmus der Einschläge tanzen, Blut spritzt oder in Zeitlupe und mit Zoom ein Schuß in die Stirn gezeigt wird, kehrt sich Waffenfetischismus zum Fluch. Hier gibt es keine Unschuld oder Gnade.

Aber den Glauben daran.

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