The Move – Message From The Country

Im Januar 1993 flog Capitol-Mann Ron Furmanek nach London, um in den Abbey Road-Studios eine Reihe alter LPs der Mutterfirma für eine Wiederveröffentlichung auf CD in Amerika überspielen zu lassen. Unter anderem auch „Message From The Country“, den Schwanengesang von The Move. Das war angeblich das Ergebnis einer förmlichen Erpressung seitens EMI. Dort hatte man verlangt, die Band habe ein allerletztes Album abzuliefern, andernfalls würde man weder das Debüt von ELO, noch das von Wizzard veröffentlichen. Also nahmen die Herrn Lynne und Wood unter altem Namen eine letzte Platte auf, die weder mit dem Psychedelik-Pop noch dem Hard Rock früherer Jahre viel gemeinsam hatte. Ob diese Kollektion von Rockabilly-Späßen (Bev Bevans „Don’t Mess Me Up“), ein paar feinen Rock-Beiträgen von Roy Wood, den Jeff Lynnes Beatlemania zu verdankenden „The Minister“ und „The Words Of Aaron“ und dem gemeinsam wohl aus dem Ärmel geschüttelten Nonsens-Folk-Ragtime „My Marge“ wirklich nur die Generalprobe für die kommenden Solo-Projekte der beiden waren, wie in den Liner Notes jetzt behauptet, ist eher zweifelhaft. „Sricizani“-Klasse hatte das jedenfalls nicht mehr. Was Ron Furmanek dann freilich auch so sah.

Aber es gab ja die für den US-Markt 1972 modifizierte, unter dem Titel „Split Ends“ erschienene LP-Fassung. Von der übernahm Furmanek diverse Singles, Roy Woods Jerry Lee Lewis-Hommage „California Man“, Jeff Lynnes mehr Chuck Berry geschuldetes „Down On The Bay“, das hübsch beatleske „Chinatown“ und den grandiosen Ohrwurm „Do Ya“. Das Ganze betitelte er „Great Move – The Best Of The Move“. Was natürlich eine Frechheit war, er aber auch gar nicht verhehlte. Denn neben prima Liner Notes bot die CD eine komplette Discographie der ganzen Karriere der Band – die erst geplanten und dann nie erschienenen Singles von The Move inklusive!

Starker Tobak sind die Liner Notes dieser definitiven neuen Remaster-Edition, deren Autor ernsthaft behauptet, „Message From The Country“ sei nach einhelliger Auffassung das beste Album der Band. Aut der Seite links daneben erklärt Mr. Bevan, es sei „probably my least favourite Move album“. Und Roy Wood wie auch Jeff Lynne geben freimütig zu, daß sie die ihnen erstmals gewährte Narrenfreiheit- das ELO-Debüt wurde parallel aufgenommen -— hemmungslos nutzten, um sich alle möglichen Spaße und auch ein paar abgedrehte Sachen zu erlauben.

Es sind auch hier die Singles, die für den enormen Mehrwert dieser Fassung sorgen. Und dazu jetzt noch ein paar Bonus-Tracks, nämlich zwei auf den Multitracks im Abbey Road-Archiv entdeckte Outtakes und ein ganz anderer, für BBC-Ausstrahlung produzierter Mix von „Do Ya“. Wen das stark an „Can’t Explain“ von den Who erinnert, der liegt hier vollkommen richtig.

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