The Move – The Move :: Neue Editionen der Alben „The Move“ und „Shazam“

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn The Move dort weitergemacht hätten, wo sie mit „Do Ya“ aufhörten. Das war Rock’n’Roll von noch einsamerer Klasse, als die Band anfangs bei ihrer Version von Moby Grapes „Hey Grandma“ demonstriert hatte. Sie genierten sich nicht im mindesten, auch Vorlagen von Eddie Cochran und Coasters zu spielen. 1967! Und für die hastig nach ihrer Debüt-LP veröffentlichte „Something Else By The Move“-EP lieferten unter anderen Byrds, Love, Jerry Lee Lewis und Spooky Tooth die Vorlagen. 1968 nach dem Pink Floyd-Debüt mit seinen irrwitzigen Effekten, nach „Sgt. Pepper“ und auf dem Höhepunkt des Psychedelic Rock eine ganze LP im Mono-Mix zu bringen, war schon ziemlicher Hirnrisss. Aber in diesem Anachronismus sah Manager Tony Secunda kein Hindernis für das Fortkommen seiner Truppe.

Die bekam zwar bis zuletzt in Amerika kein Bein auf den Boden: Auch mit „Do Ya“ und dem letzten Album „Split Ends“ hatte United Artists dort nie den Hauch einer Chance, diese Band populär zu machen. Aber in Englandwaren The Move schier unglaublich erfolgreich zu derselben Zeit, als die Kinks zu einer kommerziell fast vernachlässigbaren Größe im Pop-Geschäft wurden. Sie hatten fünf Top 5-Hits in Serie und mit „Brontosaurus“ 1970 einen der unwahrscheinlichsten Hits des Jahres, hätten mit „California Man“ eigentlich ein Comeback einleiten können, nur um den Bettel dann endgültig hinzuwerfen. Sie wurden auch weithin als klassische Singles-Band wahrgenommen. Platz 15 in der englischen Hitparade für die Debüt-LP hatten sie nur den vielen Single-Hits zu verdanken. An anderem war Secunda auch offenbar gar nicht sonderlich interessiert.

Die Band hatte zwar schon mehr als ein halbes Dutzend Aufnahmen für eine erste LP fertig. Trotzdem versicherte Carl Wayne im September 1967, nach der zweiten H it-Single „Flowers In The Rain“, das Debüt-Album werde man zumindest noch vor dem nächsten Weltkrieg veröffentlichten. So nachzulesen in den Liner Notes der Remaster-Ausgabe.

Die präsentiert, von den erstmals wundersamerweise nach Jahrzehnten wiederentdeckten Original-Bändern, das Debüt im ursprünglichen Mono-Mix vom Februar 1968. Mehr als einmal waren Komponist Roy Wood, Produzent Denny Cordell und Arrangeur Tony Visconti da ganz klar von Beatles inspiriert, auch bei „Cherry Blossom Clinic“. das im Grunde wiederum nur „Flowers In The Rain Revisited“ war. Die Behauptung, „Blackberry Way“ klinge recht beatlesque, ist eine krasse Untertreibung. Dasss mit Jeff Lynne irgendwann einer der größten bekennenden Beatles-Fans zu dieser Truppe stieß, muss in der Vorsehung bestimmt gewesensein. Bislang immer nur von Kopien für CD-Remakes transferiert, bietet der wiederentdeckte Mono-Mix tatsächlich mehr Bass-Urgewalt und Retro-Sound, den die Tonleute Dave Hadfield und Ron Pender damals für angebracht hielten.

Buchstäblich unerhört, nämlich vorher noch nie zu hören, ist das, was die zweite CD als Remix vom 4Spur-Multitrack bietet. Dass das ganz erheblich von Paul McCartney inspirierte und bei George Martin abgeschaute „The Girl Outside“ jetzt so groß wie „Yesterday“ klingen würde, kann man aber doch nicht behaupten. Einpaar sehrhübsche Psychedelik-Effekte haben sich die von Chas Chandler mit dem Remix beauftragten Tonleute aber doch einfallen lassen. (Von Geschichtsfälschung mag ich in solchem Zusammenhang auch nichts mehr hören.) Das Folge-Album „Shaztim“ (4,0) wurde ein totaler Flop. In England auch. Denny Cordell kümmerte sich längst mehr um seinen neuen Klienten Joe Cocker, der spätestens mit seinem Auftritt in Woodstock zum Superstar avancierte. Völlig außer Rand und Band geraten, produzierte die Band ihr nächstes Album selber. Pop von Barry Mann/Cynthia Weil („Dont Make My Baby Blue“) als Proto-Heavy Metal! Der Tom-Paxton-Klassiker „The Last Thing On My Mind“ als Hard Rock, unterfüttert mit Psychedelik-Elementen. Sogar die nette Pop-Komposition „Hello Susie“ als ziemlich abgedrehter Hard Rock. Aber irgendwo schon wieder genial in der Konsequenz. Unter den acht Bonus-Tracks hier der Stereo-Mix von „Wild Tiger Woman“ und „Blackberry Way“ in der von Jimmy Miller produzierten Alternativ-Fassung. Wie man so sagt: Das Haus verliert nichts. In dem Fall entdeckte man all die Bänder intakt in den AferTvl-Archiven.

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