The Rolling Stones: „Tattoo You“ – das letzte Meisterwerk der Band

Jubiläumsedition des letzten Stones-Großwerks

Der Opener hat es als einziger „Tattoo You“-­Track in ihre ewige Setlist geschafft. Anderes wurde, wenn überhaupt, nur für die Tour zum Album bühnenreif: der Boogie „Black Li­mousine“, das ruppige „Neighbours“, der lustige Doo­-Wop-­Schwindel „Hang Fire“, Keiths latent misogynes „Little T&A“. Ob das notorische „Start Me Up“ auch zum Live­-Gassen hauer geworden wäre, wenn sie an der „Early Version“ festgehalten hätten, die nun in der Jubiläumsedition des Albums auftaucht? Der Offbeat Marke „Luxury“ spricht dagegen, obschon er als Kontrast zum B-­Part fast besser funktioniert als die stumpfe 4/4­-Ökonomie des Originals.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Sei’s drum. Das letzte, richtig gute Stones-­Album hat auch beim Wieder hören kaum an Reiz eingebüßt (funky: „Slave“). Konsequent wie nie zu­ vor oder danach hört die zweite Hälfte nur auf B wie Ballade. Was ermüdend wirken könnte, entwickelt Sogkraft. Jagger in Falsett-­Mood, mit „Worried About You“ und „No Use In Crying“. Dazwischen bleibt „Tops“ ein Top­-Exemplar der ewigen Star­macher-­Story und „Heaven“ die unerwartete kleine Psychedelia­-Wolke. Als Krönung dann „Waiting On A Friend“ (damals zweite Single), der ultimative Buddy­-Song, nicht nur für laue Sommerabende im Straßencafé. Jazz­-Gigant Sonny Rollins bläst wun­dervoll ins Saxofon.

„Living In The Heart Of Love“, der Vorabtrack aus dem „Lost & Found: Rarities“-­Segment, rifft prototypisch zum an die frühen Siebziger angelehnten Unisono­-Gesang von Jagger/ Richards und wirkt wie eine posthume Geste, weil Charlie Watts seine Qualitäten hier noch mal kompri­miert ausrollen kann. Daneben bleibt nur noch die Tour­-Schnurre von „Fiji Jim“ hängen, offenbar ein böser Par­tybube für alle Fälle, der auch im Soundtrack von „Cocksucker Blues“ bestehen könnte. Dazu leidlich inspirierte Covers („Shame Shame Shame“, Dobie Grays „Drift Away“) und Eigengewächse. Als Zugabe: Wembley­-Stadion 1982, komplett. Also eine verlän­ gerte und nicht ganz so aseptische Version des offiziellen Live­Albums „Still Life“. (Universal)