In Zeiten wie diesen, in denen man sich nur noch den Lieblingstrack einer Neuerscheinung irgendwo herunterlädt, kommen uns die allseits beliebten Psychedelic-Rocker mit Masse. Ein Doppelalbum mit 24 Songs- für jede Stunde des Tages einer. Will man das? Will man jede einzelne Stunde dokumentieren, festhalten? Nö.
Und doch: Es ist vielleicht kein Weißes Album, kein „London Calling“, kein „Exile On Main Street“, was die Schweden hier abliefern, vielleicht keine Platte für die Ewigkeit. Aber auch kein „Tusk“, kein überambitioniertes Werk, das an den eigenen Ansprüchen scheitert. Sie sind schon nah dran- am großen Wurf, trotz des Apothekenzeitschriften-Covers!
Der Tag beginnt schwerfällig mit „Babel On“, langsam dröhnen sich TSOOL ein, Pearl Jam trifft auf die Beta Band- ein perfekter Anfang. Beim perfekten Ende („The Passover“) recken dann alle gefühlsselig die Arme in die Lüfte – er ist niedergekämpft, der Tag.
Auf CD eins geben sich die Lundbergs und Jerneholms zunächst noch ein wenig brummbärig und bleiern, wälzen sich zu sehr in Who– und Kinks-Reminiszenzen, legen oft eine Schippe zuviel Psychedelia auf, bis sie sich bei Nick Drakes „Fly“ schließlich entkrampfen. CD zwei haben sie scheinbar locker aus dem Handgelenk gezaubert: Folk-Rock und Balladen, Powerhouse-Melodien und große Popmomente- die zweite Hälfte des Tages ist wesentlich entspannter. Da findet jeder seinen Song zur Feierabendbier-Stunde, und für das abendliche Date bei Kerzenlicht bleibt „Lifeline“.
Dazwischen treffen wir noch die zarte Seite von Coldplay („Everything Beautiful Must Die“) und die hymnische von Urge Overkill („Lost Prophets In Vain“). Jede Stunde des Tages ist eine mögliche Singleauskopplung- wenn schon runterladen, dann bitte nur im „Bundle“, wie wir in Zeiten wie diesen sagen. (Haldern Pop)
Frank Lähnemann
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