The Streets – Everything Is Borrowed :: Mike Skinner macht seinen Frieden – und wird ein bisschen langweilig
Mike Skinner ist ein ehrlicher Kerl. Auf „The Hardest Way To Make An Easy Living“ hatte er sich der Wahrheit gestellt und nicht mehr — wie 2004 bei „A Grand Don’t Come For Free“ – über die englische Vorstadt-Jugend, sondern sein Leben mit den Reichen und Schönen gesungen. Lustig war das immer noch, vermutlich auch wahrhaftig. Doch der erste Witz — der ja durchaus dazu beigetragen hat, dass sich in Großbritannien eine neue DIY-Attitüde breitgemacht hat – war verloren.
Nach dem Reichtum kommt die Transzendenz. Skinner muss über das Leben nachdenken und darüber, wie man seinen Frieden macht. Auf „Everything Is Borrowed“ ist der Grundton privat bis versöhnlich, die Musik freundlich lächelnd. Und auch ein bisschen langweilig: Die LoFi-Beats, der gesampelte Disco-Funk und der Grabbeltisch-R&B sind manchmal charmant, aber jedenfalls keine Novelle mehr.
In nun kaum noch witzigen Reimen erkennt Skinner das große Bild und findet den Trost, den das easy lirmg ja offenbar nicht bringt. „Do what you think is right/ And you will feel alright“, fasst Skinner in „Alleged Legend“ zusammen, „Cause when you’re bad you will feel sad/ That’s the religion I live by“. Die Musik dazu ist ein bisschen dramatisch, Guru-arüg mit indischer Melodie. Do It Tourself, auch im Spirituellen.
Im finalen „The Escapist“ verschwindet dann alles im Nirwana, der Sänger selbst fühlt sich frei, weil er gar nicht wirklich da sei. Seinen Eskapismus nimmt Skinner offenbar ganz ernst: Nach dem nächsten, angeblich schon fast fertigen Album will er The Streets – also sich selbst auflösen.