The Wallflowers – Red Letter Days: Jakob Dylan hat den Optimismus entdeckt, aber Hopeville ist fern :: MOTOR MUSIC

Was ist denn mit dem jungen Dylan los? Ironische Zwischentöne? Eine Prise Sarkasmus? Nix da. Schon die Titel sprechen Bände. „When You’re On Top“, „How Good Can It Get“, „Everybody Out Of The Water“, „Health & Happiness“ – und gar „Feels Like Summer“! Ist das noch derselbe Jakob, der vor zwei Jahren auf JBreach“ einen seiner Protagonisten für den allerletzten Winter aufbrezelte? Ja, er ist es. Nur lautete dieses Mal die mentale Maxime: „I needed to believe that things will be better.“

Ganz so gezwungen gutgelaunt, wie es dieses Statement aus dem psychologischen Küchen-Kabinett vermuten lassen könnte, klingen seine „Red LetterDays“ dann nicht immer, aber immer mal wieder („See You When I Get There“). Zwischendurch werden in aller Ruhe die „Three Ways“ nach „hopeville“ sondiert, aber auch eine Prise wohltemperierte Resignation darf mal sein: „Too late to quit“. Und zu früh, um schon ganz heim zu gehen, wo eine kranke Gefährtin nicht vergeblich auf die starke Schulter ihres treuen Jakob hofft („Never Got Sick“). Hatte sich beim Vorgänger noch eine illustre Gast-Riege von C wie Costello bis P wie Penn (Michael) im Studio gedrängelt, so feiert Jakob Dylan seinen neuen Seelenfrieden im trauten Kreis alteingesessener Mauerblümchen, ergänzt nur um Gitarrist Mike Mc-Cready (Pearl Jam). So zieht sich Dylan, der jüngere, am eigenen Schopf organisch und teils mit Petty-hafter Leichtigkeit aus dem Sumpf, schmilzt sich auch mal „Closer To bu“, und käut mit „Everything I Need“ den hymnischen Rock-Hit wieder, den die Wallflowers schon mal wieder gut gebrauchen könnten, nachdem „Breach“ ungerechterweise den Absturz aus der Multi-Platin- in die schnöde Gold-Klasse brachte. Auch da könnten die Dinge also wieder besser werden. Darauf setzen sollte man allerdings nicht – für den ganz großen Erfolg klingt Jted’LetterDaf ‚dann vielleicht doch zu altmodisch.

Nur für den Schluss – man mag’s kaum mehr glauben hebt sich Jakob Dylan doch tatsächlich einen schönen Hinterhalt auf. Da reiten die Wallflowers in sanftem Trab hollywoodreif in den Sonnenuntergang hinein. In „Pleasantville“ müsste sie eigentlich immer wieder aufgehen. Doch Obacht! „Something is gone, so terribly long.“ Und „wrong“ dazu. Da muss Jakob glatt zum letzten Streichholz greifen, um die Idylle in Brand zu stecken. Gesundbeten hilft halt nicht immer.

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