Thin Lizzy

„Live And Dangerous“

Universal (VÖ: 20.1.)

Tiefe Einblicke in die Entstehung des Live-Klassikers

Um seinen eigenen Einfluss als Produzent aufzuwerten, hat Tony Visconti gern die Nachbearbeitung im Studio betont. Überbetont, darf man jetzt sagen. Die 8-­CD-­Box zum 45. Jubiläum von „Live And Dangerous“ dokumentiert neben dem remasterten Original alle sieben Konzertmitschnitte, die der Albumzusammenstellung zugrunde lagen, und zwar in klanglich ebenbürtiger Gestalt. Drei Abende im Hammersmith Odeon vom 14. bis 16. November 1976, zwei weitere im Philadelphia Tower am 20. und 21. Oktober 1977, ein Konzert in Toronto im Seneca College Fieldhouse eine Woche später und ein letztes im Londoner Rainbow Theatre am 29. März des Folgejahres.

Für Addicts erweist sich dieses Boxset als echte Fundgrube

Alle Performances sind spieltechnisch, atmosphärisch und auch energetisch auf einem so hohen Niveau, dass man letztlich jede hätte pressen können. Viscontis Handschrift wird deutlich. Die endgültige „Jailbreak“-­Version ist leicht gepitcht, um ihre Verve zu steigern; Brian Robertsons groß­artiges, aber am Ende etwas ausfaserndes Solo in „Rocker“ vom zweiten Hammersmith-­Abend kürzt er geschickt ein; und auch bei „Baby Drives Me Crazy“ in der Version des letzten Hammersmith­-Mitschnitts hat er den ausgelassenen Mitsingteil ein wenig editiert. Er macht nur den Feinschliff, der den Diamanten zum Strahlen bringt – mit der schieren Größe hat er nichts zu tun.

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Für Addicts erweist sich dieses Boxset als echte Fundgrube. Man kann nachhören, was im Studio passiert ist, und sich den Kopf heiß reden darüber, warum dieser Song es in jener Version aufs Album geschafft hat. Bei „Baby Drives Me Crazy“ ist es offensichtlich: Mit Huey Lewis’ lässigen Harmonica ­Fills, der charismatischen Bandvorstellung und einem Publikum, das sich nicht schont, sticht diese Fassung alle anderen locker aus. Wertvoll ist diese Jubiläums­-Edition aber auch wegen solcher Songs wie „It’s Only Money“, „Johnny“ oder „Me And The Boys“, von denen es nur wenige Live-­Mitschnitte gibt, weil sie früh aus dem Repertoire flogen.