Thurston – Trees Outside The Academy :: Akustische Riff-Reflexionen des Sonic Youth-Chefs

Am Ende des Albums wird ein 13-jähriger Thurston Moore alles in Frage stellen, was man zuvor gehört hat, und die Begeisterung über die hier versammelten Songs mit einem Minihörspiel, das der inzwischen 49-Jährige im Haus seiner Mutter auf einer Kassette gefunden hat, verhöhnen: In „Thurston@i3“ kann man dem Teenager dabei zuhören, wie er mit einer Spraydose hantiert, Geldstücke auf einen Tisch wirft, an Gummibändern herumzupft und jede dieser Handlungen nüchtern kommentiert. Am Ende wird er sagen: „What you have heard is me wasting time!“

Diese Selbstparodie wird „Trees Outside The Academy“, Thurstons erstem Soloalbum seit „Psychic Hearts“ von 1995, natürlich nicht gerecht. Die Platte mag für den Sonic Youth-Chef zwar nicht viel mehr sein als eine Fingerübung. Doch wie es ihm gelingt, in der von akustischen Instrumenten geprägten Versuchsanordung, Stimmungen zu erzeugen, hat mit Zeitverschwendung nichts zu tun.

Das Rückgrat fast aller Songs besteht aus Thurstons akustischer Gitarre. Ständiger Begleiter ist neben Samara Jubelskis Violine Sonic Youth-Drummer Steve Shelley. Etwa in „The Shape Is In A Trance“, einer düsteren Vision, bei der J Mascis von Dinosaur Jr., in dessen Bisquiteen Studio das Album aufgenommen wurde, einen Gastauftritt hat. Oder in „Frozen Gtr“, bei dem sich aus dem Jaulen, das Jubelski an der Violine erzeugt, zögerlich ein Riff herausschält, der wie die akustische Version von „Heils Beils“ klingt.

Zu den Gästen auf dem Album zählt auch Christina Carter, mit der Moore in dem Duett „Honest James“ gegen rauschhafte Gitarrenharmonien ansingt. Und zwischen sich festbeißenden Post-Rock-Instrumentals wie „Off Work“ oder „Trecs Outside The Academy“ und Songmeditation wie „Silver Blue“, das ein verträumtes Wechselspiel zwischen Gitarre, Violine und Bass bereithält, findet Thurston noch Zeit für Krach-Exkurse wie in „American Coffin“ oder „Free Noise Amongst Friends“. Er tut aber auch poppige Melodien wie im stürmischen „Wonderful Witches“ oder dem verspielten „Fri/End“ auf. So verschwendet man gerne seine Zeit.

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