Tied & Tickled Trio – Electric Avenue Tapes
Seit fünf Jahren arbeiten die Weilheimer um die Notwist-Brüder Micha und Markus Acher an einer Verbindung von Klang und Dynamik, die Rhythmisches vor- und zurück gibt. Musik, die kommunikative Atmosphäre herstellt und etwas sagt. Von echter, unverbildeter Innovation ist hier die Rede, nicht von reglementiertem Konservativismus und auch nicht von charmant-schräger Piepsigkeit.
Live eingespielt im Hamburger „Westwerk“, hat Blumfeld-Produzent Tobias Levin das leicht dubbig und auf eine Weise entgegenkommend ausgekleidet, die auch für das ungeübte Ohr die tonal gelegentlich über den Rand schwappenden Soli von Saxofonist Ulrich Wagenheim nicht nur schneller, sondern praktisch auf der Stelle akzeptabel macht.
Der rhythmische Teppich ist ein fliegender, die Grooves gern ungerade und das Umeinander von E- und Kontrabass, E-Drums und Schlagzeug plus Maschinen und kleinem Bläsersatz atmet tief und sauber. Begrifflichkeiten wie Jazz, Post-dies und Post-das lösen sich in die Musik auf.
In ernste Musik, natürlich. Aber im Gegensatz zur nicht minder guten, aber zunächst verschlossenen JEA1 EA2″ (1999) ist die unmittelbare Körperlichkeit der Tied & Tickled-Musik auf den „Electric Avenue Tapes“ geradezu verführerisch. Ist man erst gefesselt, kitzelt es die ganze Zeit. Weshalb es hier tatsächlich mal Spaß macht, von E-Musik zu sprechen. Auch, weil schon das für manche bornierten Zeitgenossen ja einen offenbar beinahe blasphemischen Widerspruch darstellt.
Aber darum, um Widersprüchliches, geht’s ja auch. Schließlich ist dieses Trio ein Sextett.