Tiger Army – III: Ghost Tigers Rise

In den zurzeit doch etwas zu oft verklärten Jahren zwischen 1975 und 1985 gab es neben dem bekannten Paradigmenwechsel auch ein neues Geschichtsbewusstsein in Sachen Rock’n’Roll: Im Psychobiliy traf die Aggression des Punk auf die swingende Eleganz des Rockabilly – unter besonderer Berücksichtigung des in Trashfilm-Perlen wie Herschell Gordon Lewis‘ „2000 Maniacs“ enthaltenen Wahnsinns. „You know I’m psycho, don’t you mama?“

Die Metors spielten vor einem meist von Kopf bis Fuß tätowierten, einer schnellen Schlägerei gegenüber niemals abgeneigten Rowdy-Publikum. Die Cramps experimentierten mit Cross-Dressing, Drogen und einem Parallel-Universum voller

Comics, B-Movies und Hasil-Adkins-Coverversionen. Und für den Mainstream gab es immer noch Chris Isaac und seine in wehmütigem Wohlklang dahin treibenden Balladen.

Die kalifornische Tiger Army hat die Musik der Alten gut studiert – und trotzdem irgendetwas falsch verstanden. Die Klänge dieses dritten Albums klingen vertraut. Aber nicht im Sinne der kreativen Weiterentwicklung eines bereits vorhandenen Sounds. Eher haben wir es hier mit Fans zu tun, die nichts anderes wollen, als so zu klingen wie ihre Vorbilder. Ein Lichtblick ist der Sänger Nick 13. Wenn er schmachtet „I hear the calling from beyond“ -, klingt das, als wolle, ach was, als müsse er diesem Ruf aus dem Jenseits sofort folgen. Seine Stimme liegt dabei irgendwo zwischen Brian Setzer und Chris Isaac, was den Songs des Trios gut tut.

Die Tiger Army gilt in den USA als Sperrspitze der immer populärer werdenden Psychobilly-Szene, doch selbst die ruppigen Meteors hatten mehr Geschmeidigkeit und Spannung in ihren Stücken. In „Santa Carla Twilight“ leuchtet zwar kurz auf, was wäre, wenn sie etwas ideenreicher spielen würde. Doch auch bei diesem Highlight, wie bei fast allen anderen Songs, nervt ein penetrant klackernder Stehbass. Chance vertan.

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