Tito & Tarantula – Andalucia: Leider ausgesprochen öde: Tito Larrivas Ausflug nach Andalusien :: GOLDRUSH/BMG
Das törichte Textzitat, das man unfair aus dem Zusammenhang reißt, ist der lustigste Moment beim Besprechen einer öden Schallplatte. In diesem Fall (es geht um das hervorstechend öde neue Album von Tito & Tarantula) stammt es aus Lied Nummer acht namens „Make Me“, steckt also fast in der Mitte der 14 Stücke, kommt hier aber erst ganz zum Schluss. Aber es kommt Und es wird auch noch mal gesagt, jetzt sofort, dass Tito Larriva der Typ ist, der in der Vampir-Sequenz am Ende von „From Dusk Till Dawn“ auf einem halbierten Menschen Gitarre spielt. Daran muss man schon deshalb denken, weil „Tarantula“ wie „Tarantino“ klingt, und die Assoziation schadet nichts, denn im Film spielt die Band ein paar funkelnde Sandstaub-Songs. Die ziehen die Spannung so hoch, dass danach nur Gemetzel folgen kann, wie im Kino. Oder Enttäuschung. Auf den letzten Platten mit grundkorrektem Tex-Mex-Southern-Autobahn-Rock konnte noch sowas wie Schrägheit nachgewiesen werden, „Andalucia“ dagegen ist trocken wie eine Wüste, über die einer mit dem großen Staubsauger gegangen ist.
Neulich habe ich eine junge Frau getroffen, deren Handy tatsächlich das Riff von „Sweet Home Alabama“ spielt Auf Titos neuer Platte: nichts, kein einziger potenzieller Klingelton. Wie müssen sie sich beim Komponieren gelangweilt haben, wie sehr müssen sie die räudige Ein-Akkord-Gitarre als kreative Beschneidung empfunden haben. So sehr, dass es keine einzige verheißungsvolle Steigerung gibt, heraus aus dem Morast des Ereignislosen, denn was hätte danach kommen sollen? Einzig „You’re The One I Love“ wird von einem Hauch abgefuckter Introspektion getragen, spätestens dann ist Zeit für das CD-Extra, die rührende, zehnminütige Tour-Dokumentation von Robert Rodriguez (der, Sie wissen, eine Hälfte von“From Dusk Till Dawn“ gemacht hat), in der Tito auf dem Bonner Marktplatz Autogramme schreibt, der Gitarrist auf Deutsch etwas über Braunschweig sagt und die Band Sachen spielt, die fast so gut wie „Gimme Shelter“ klingen.
Fehlt noch das Textzitat: „Well, it’s too late to pretend you care/ Come on, you know that love’s not fair.“ Auch nicht schlimmer als die letzte Cracker, Bryan Adams und das Weihnachtsalbum von Lynyrd Skynyrd? Genau. Das ist das ganze Elend.