Tito & Tarantula – Tarantism :: Goldrush/BMG
Bekannt aus Funk und Fernsehen? Nein, eher aus dem Kino: die Band aus „From Dusk Til Dawn“, Tarantinos Splatter-Quatsch, Renner in allen Videotheken. Wer erinnert sich nicht mit einem Lächeln im Herzen an den Titty Twister? Nun gibt’s eine CD von der Truppe, sie geht auf Tour, und die Überraschung ist, wie konservativ alles geraten ist. Jüngern, die angesichts des fortlaufend ins Absurde steigenden Hipness-Grades von Maestro Tarantino meinen, nach Erwerb des Albums die Obercoolsten zu sein, sei gesagt: Hier wird bloß schlichter, gut abgehangener Südstaaten-Bluesrock (Texas und New Mexico, nicht Alabama) dargeboten, wie er in unveränderter Form in den Anbaugebieten der Region produziert und gelagert wird, nicht neu, aber für den kleinen Hunger zwischendurch.
Natürlich wird mit den Assoziationen zum Status und Namen des Regie-Wunderkindes nicht gespart, wie man am Titel erkennt. Aber gibt es einen beim Hören erkennbaren Zusammenhang mit Quentin und seiner Kultgemeinde? Die Musik gibt dafür nichts her. Kein Surf-Trash, keine schräge musikalische Wundertüte des schlechten Geschmacks, keine Wendungen, die aus der Kurve tragen, kein Moment des Noch-nie-so-Dagewesenen. Vielleicht in den Texten? Etwas bemüht klingen die Versuche, die Komik der Film-Dialoge auf möglichst sinistre Lyrik zu übertragen. Beim reinen Lesen gerät einiges da unfreiwillig komisch.
Textprobe? Gern, meine Herrn: „Killing just for fun on your cross/ You shall bleed/ That’s what mommy said/ She loves me/ She loves me not/Johnny stood there/ Hackin‘ her apart.“ Der Serienkiller-Blues, Robert Johnson als Hannibal Lecter? Was wohl erschütternd, gruselig, bizarr sein soll, ist meistens platt und banal. Merke: Der Schrecken passiert meistens da, wo man ihn nicht erwartet, und nicht auf der blutigen Oberfläche.