Todd Snider – Happy To Be Here :: Von Texas nach Memphis: Steve-Earle-Schüler spielt Folk und Soul
Kennen Sie den? Junger Songwriter trifft Idol als Chauffeur bei einer Plattenproduktion. Idol mag den Chauffeur, seine Songs auch. Als der Songwriter nicht länger den Chauffeur spielen muss, aber längst die Major-Label-Sackgasse ansteuert, nimmt ihn das Idol unter seine Fittiche. Das Idol heisst John Prine, sein Label Oh Boy Records, wo Dollars auch anderweitig investiert werden wollen, seit er mit „The Missing Years“ ziemlich viele davon machte. Todd Snider, der junge Songwriter, war ja bei MCA Nashville schon immer fehl am Platz, auch wenn sich wenige seiner Songs sogar ins Repertoire von Mainstream-Country-Stars wie Mark Chesnutt verirrten.
Snider wäre nicht Snider (und kein Prine-Protege), hätte „Happy To Be Herr „nicht doch auch (selbst-)ironische Qualitäten. Doch im Kern, im Herzen, klingen diese 13 back-to-basics-Songs genau so: Hier bin ich richtig, hier darf ich sein! Ein Produzent wie Ray Kennedy (aus dem Twang Trust um Steve Earle) forciert und reduziert halt souverän, umgarnt den Romantiker sanft mit Cello und Mandoline („Missing You“), um ihn gleich in „Back To The Crossroads“ ins Fegefeuer eines Gospel-Chors zu schicken. Der von Snider anvisierte Brückenschlag von den Coffeehouses in Texas zum soul stew in Memphis gelingt nicht nur in der Ode ans „Lonely Girl“ und im spöttischen Rückblick auf ein „Long Year“ (lost wohl auch).
Da fühlt sich Kim Richey (Gast neben Peter Holsapple und Tammy Rogers) sogar zum lapdancing animiert, wenn Snider seine „Devil’s Backbone Tavern“ abfeiert (auch hier wieder: dolle Bläser!). Man kann an der Welt (und sich) verzweifeln. Aber irgendwann sollte man einfach drüber lachen können. Im schrummeligen Sing-A-Long „Keep Off The Grass“ kommt Sniders Credo wohl am Besten über. Doch „Happy To Be Here“ ist kein Witz. Ein schlechter schon gar nicht.