Tom Smith
„There Is Nothing In The Dark That Isn’t There In The Light“
PIAS (VÖ: 5.12.)
Der Editors-Sänger als Drahtzieher großer Gefühle.
Man hätte schwören können, der Sänger der Editors habe sein Solodebüt längst hinter sich. Aber Pustekuchen – man darf ihn nicht mit Interpol-Vorsteher Paul Banks verwechseln. Smith hingegen hat bereits zwei wunderbare Alben mit Andy Burrows (Razorlight) veröffentlicht. Burrows war auch für diese Aufnahmen als Partner vorgesehen, aber Smith merkte rechtzeitig, dass er den Weg mit diesen Songs allein beschreiten musste. Beziehungsweise an der Seite von Produzent Iain Archer, den er bei Aufnahmen mit Peter Buck und Gary Lightbody kennenlernte.
Nicht nur für verlorene Seelen eines der besten Alben dieses Winters
Herausgekommen ist dabei ein wunderbares, eher sparsam instrumentiertes Singer-Songwriter-Werk, über dem die großartige Larger-than-life-Stimme von Smith thront, die, so zurückhaltend sie hier auch eingesetzt ist, unbrechbar und wie von einer anderen Welt wirkt. Vergleiche? R.E.M. kommen mit „Everybody Hurts“ diesen „Weisen“ sehr nahe, aber Smith scheint tatsächlich in einer ganz eigenen Liga zu kämpfen oder diese souverän auszusitzen.
Akustikgitarre, Streicher, dezente Bläser und sakrale Backing Vocals unterstreichen die melancholischen Songs über Verlust, Erinnerung und Hoffnung. „Deep Dive“ nimmt einen von Anfang an gefangen. Zeilen wie „There is a lost soul in me, there is a lost soul in you“ leuchten den Weg durch eine emotionale Dunkelheit, an dessen Ende eine Art Befreiung steht. Hier ist kein Piano-Anschlag zu viel, kein Streichereinsatz. Wer noch nie im Big Apple weilte, lernt die Stadt durch „Lights Of New York City“ erstmalig kennen. Und „Northern Line“ ist die große Ballade, die Coldplay und Snow Patrol einfach nicht mehr hinkriegen. Nicht nur für verlorene Seelen eines der besten Alben dieses Winters.
Diese Review erscheint im Rolling Stone Magazin 1/2026.