Tom Verlaine – Songs And Other Things/Around

Muss man Tom Verlaine hoch anrechnen, dass er in den letzten Jahren, in denen Television in Plattenbesprechungen als Maß aller Dinge galten, nicht schnell ein neues Produkt auf den Markt warf. Zwar spielt die Band jedes Jahr ein paar Konzerte, das letzte Television-Album erschien jedoch vor 14 Jahren, ebenso Verlaines gerade wieder aufgelegtes letztes Solo-Instrumentalwerk „Warm And Cool“. Dabei hätte man gerade nach der stilistischen Freiheit dieses Albums gehofft, die neue Improvisationsfreude würde vielleicht weitere Früchte tragen. I4jahre haben wir also nun warten müssen, und dann kommen gleich zwei Alben auf einmal: das Instrumentalalbum „Around“ und ein lakonisch „Songs And Other Things“ betiteltes Songalbum.

Natürlich gilt die Aufmerksamkeit – warum auch immer – erst mal dem letztgenannten. Und man muss feststellen: Es hat sich nichts Wesentliches verändert seit dem letzten Soloalbum mit Gesang, „The Wonder“ von 1990. Wie schon damals ist Verlaines Gesang etwas tiefer angelegt als in den 70er und 80er Jahren, klingt ein bisschen nach Bryan Ferry. Die Songs sind immer noch vintage Verlaine. Ein sehr warmer Sound dieses Mal, laid back gespielt, Televisions Fred Smith am Bass. Angenehm anzuhören, wenn auch nicht jeder Song ein Treffer ist. Man ist schon ein paar Minuten im Album drin, bevor das erste bemerkenswerte Stück auftaucht: das dramatische „Orbit“. Dann wird im schön tuckernden „From Her Fingers“ das „all american girl“ beschworen, danach rotzig die „Nice Actress“ niedergemacht. So richtig gut wird’s aber erst, nachdem die Hälfte bereits verstrichen ist. „The Earth Is In The Sky“, „Lovebird Asylum Seeker“, das Keyboard-Riff von „Documentary“, das improviserte „Shingaling“, das ausgelassene „All Weirded Out“ und schließlich „The Day On You“, ein Zuckerstückchen, Lee-Renaldo-Sonic-Youth mit George Harrison-Indien-Coda.

Indische Elemente finden sich auch auf „Around“(4),die Gitarrenfigur in „The Suns Gliding“ etwa, oder das eintönige Leiern von „Flame“, dazu Ambient- und angedeutete World-Music-Anleihen von Timbuktu bis zum Orient. Aufgenommen mit der gleichen Besetzung (inklusive Television-Schlagzeuger Bill Ficca) wie „Warm And Cool“, aber weitaus konziser gespielt, erschafft Verlaine in diesen 16 teilweise frei improvisierten Stücken einen Kosmos, der weitaus spannender erscheint, als fast alles in seinem Solowerk seit „Dreamtime“ .

Am Ende braucht man natürlich beide Alben, das milde „Songs And Other Songs“ der alten Zeiten und „Around“ der neuen Musik wegen. Warm and cool.

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