U2 Vertigo :: Live From Chicago

U2 Vertigo – Live From Chicago (Universal) Natürlich muß es auch zu dieser Tour eine Live-DVD geben, und natürlich ist sie wieder einwandfrei. U2 geizen nicht mit neuen Songs (acht von „How To Dismantle An Atomic Bomb“, darunter auch das viel zu selten gehörte „Original Of The Species“ und ein ganz ruhiges, rührendes „Yahweh“), spielen aber auch „Bullet The Blue Sky“

oder „One“ nicht bloß routiniert runter. Jedes Stück ein Ereignis, jede Ansage ein Manifest – so lieben wir unseren Bono. Er hebt die Hände wie der Papst, er verschenkt seine Sonnenbrille vor „Sometimes…“, bei „Mysterious Ways“ versucht er zu tanzen (wie ein Bauarbeiter im Pub). Immer wieder unterbricht ihn sanft die Gitarre von The Edge. Die Band drängt voran, wenn der Sänger weiterreden will. Schauen Sie sich nur Larry Mullens versteinertes Gesicht bei der „Make Poverty History“-Ansprache an! Herrlich, wie die Band sich nicht in den Hintergrund schieben läßt, wie sehr man merkt: Das geht nur zu viert, allein stünde Bono dumm da – und er weiß das. Am Ende singt das Publikum noch ewig „How long… to sing this song…“, da lächelt sogar The Edge, winkt – und geht.

Auf der luxuriöseren Doppel-DVD gibt es neben grobkörnigen Infrarot-Aufnahmen noch eine 3Ominütige Dokumentation, bei der vor allem Manager Paul McGuinness, Crew-Mitglieder und Fans zu Wort kommen. Bono bekommt einen Geburtstagskuchen, sonst passiert wenig außer Aufbau und Aufregung vor der Arena.

Green Day (Warner) Green Day haben es geschafft. Sie wollten die Welt erobern, erzählt Billie Joe Armstrong in einem der vielen Interviews zwischen den Songs, nicht weniger. Man kann es ja mal versuchen. Als sie „American Idiot“ aufnahmen, glaubten sie selbst nicht so recht daran. Nun stehen sie in Milton Keynes, vor 65 OOO Zuschauern, Armstrong breitet die Arme aus – er ist der König aller Geeks. „Bullet In A Bible“ ist ein Paket aus Live-DVD und -CD, doch erst mit Bildern ist das Konzert eine wahre Freude: Green Day machen alles – Pyros, Ole-oleoles, Gitarren-Hochhalten, Faust-Recken -, und doch wirken sie immer wie kleine Jungs, die nur mit den Superstar-Gesten spielen und sich wundern, wie das funktioniert.

Was es hier gar nicht gibt: Langeweile. Bei „Wake Me Up When September Ends“ hört man den Frosch in Armstrongs Hals, aber die paar verrutschten Töne stören gar nicht, im Gegenteil. Natürlich geniert sich das Trio nicht, auch „Longview“ und „Basket Case“ zu spielen. Früher ging es um Selbstbefriedigung und Einsamkeit, heute um Politik und Entfremdung – egal, die Melodien waren und sind enorm catchy, die Band versteht sich blind, alles paßt. Am Ende kommt noch „Good Riddance“ – der Song, bei dem jeder schon hätte ahnen können, wozu Green Day fähig sind. „Man kann den Wind nicht kontrollieren, aber man kann die Segel setzen“, philosophiert Armstrong angesichts des unglaublichen Erfolgs. Green Day werden für ihren Mut belohnt, nicht mehr, nicht weniger.

Die Toten Hosen Heimspiel – Live in Düsseldorf (JKP) Sie haben in diesem Jahr schon genug von den Toten Hosen gehört? Sind Sie sicher? Es gibt jetzt ein Jahr Pause, also bevorraten Sie sich: „Heimspiel“ dokumentiert den krönenden Abschluß der sehr langen, sehr ausverkauften Tournee, nachdem die Hosen gerade noch „unplugged“ in Wien auftraten. Mit Strom gibt es freilich eine einzige große Party – mehr als zwei Stunden, 33 Songs (darunter auch mal wieder „1000 gute Gründe“ und „Helden und Diebe“), plus einige Gäste: Zu „Should I Stay Or Should I Go“ kommt Arnim von den Beatsteaks, den „Blitzkrieg Bop“ singt Vom Ritchie mit seinem Vater. Den größten Auftritt hat der Schlagzeuger allerdings beim 2Ominütigen „Vorspiel“: Er führt – wie immer bestens gelaunt – durch die LTU-Arena und hinter die Bühne. Dort verhandeln die Hosen die wichtigen Fragen: Warum bin ich so nervös? Welches Hemd soll ich anziehen? Was natürlich völlig egal ist, weil am Ende alles durchgeschwitzt ist. So soll das sein. 4,0

Festival! (Eagle Vision) Dokumentarfilmer Murray Lerner hat von 1963 bis 1966 die Newport Folk Festivals besucht – und er sah gar Wunderliches: ausufernde Hysterie um Joan Baez (die das selbst „a little weird“ fand), seltsame Tanzdarbietungen. Aber auch: den wundervollen Donovan, viele lustige Workshops, dauermusizierende Hippies, bevor es Hippies gab. Leider werden alle Auftritte nur angeschnitten, die Interviews sind knapp. Und Bob? war natürlich auch da.

Eurythmics UltimateCollection (Sony bmg; 17 Videoclips in 70 Minuten. Egal, wie belanglos die Lieder mit der Zeit wurden: Annie Lennox‘ betörende Stimme rettet sie alle. Und als rothaarige Tyrannin in „Sweet Dreams“ ist sie immer noch beängstigender, als Marilyn Manson es je sein kann. Als Engel oder Amazone, in der Wüste und auf diversen Bühnen – sie übersteht auch die schlimmsten Ideen unbeschadet (den neuen, nur passablen Song „I’ve Got A Life“ auch). Und Dave Stewart? Hält sich wie immer im Hintergrund.

Jack Johnson And Friends A Weekend At The Greek (Universal) Eine Doppel-DVD voll netter Nettigkeit, leider nur ohne besondere Momente: Ein sympathischer Surfer klampft sympathische Popsongs, zuerst im Greek Theatre zu Berkeley, dann auf Tournee in Japan. Er erzählt aus seinem Leben und von den Aufnahmen zum Album „In Between Dreams“, dann kommen noch die Kollegen Money Mark und G Love vorbei und singen mit. Und Jack Johnson? Freut sich natürlich, er ist ja ein netter Kerl.

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