Vast – Nude

Für sein drittes Album wollte Jon Crosby alles richtig machen: Ausgelaugt und leer gepumpt von zwei Platten, vielen Tourneen und schließlich dem Leben selbst, zog sich der Vast-Macher in die Wüste von New Mexico zurück, wo ja schon viele Leute ihr spirituelles Heil gesucht und Kraft für einen Neuanfang gefunden haben. Crosby ist einer, der den Dingen immer auf den Grund gehen muss und ohne innere Klarheit seine große, die letzten Dinge meinende Musik nicht machen kann. Und so entstanden die Lieder für „Nude“ in der Öde, wo die große Stadt die Seele nicht beschmutzt Die Wüste außen und das weite Sehnen innen hört man bei jedem Stück auf dieser Platte, die wuchtig kämpferischen Hard Rock mit manchmal U2artigem Pathos und einem kleinen bisschen Goth im Herzen vereint Bei dem düster treibenden „Thrown Away“ sind gleich Warrior Soul und Finger Eleven im Kopf; „Be With Me“ ist mit seinem kriechenden Akustikgitarren-Riff Nine Inch Nails light; und das von Opern-Stimmen, dezenter Elektronik und Crosbys ganz verlorenem Lead-Gesängen getragene „Lost“ hätte in ähnlicher Form auch Bono und The Edge für den „Million Dollar Hotel“-Soundtrack einfallen können. Und dann ist da noch ein Lied namens „I Can’t Say No (To You)“: Crosby singt zum Zeitlupen-Beat und leicht arabischen Geigen ein ganz sakrales Lied über Abhängigkeit und Erlösungsqual – am Schluss dann wieder diese Opernstimme, und man fühlt sich ganz betört. Dass Crosby mit seinem neuen Album am Ende kein ganz großer Wurf gelingt, liegt ausgerechnet an der frei gewählten Einsamkeit; manches Lied auf „Nude“ hätte einen kritischen Zuhörer gebraucht einen, der dem eigentlich sehr souverän komponierenden Crosby nicht jeden langen Ton und jedes desolate Greinen hätte durchgehen lassen. Das dann beim nächsten Mal.

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