We Are Scientists – Brain Thrust Mastery :: Reifer, ruhiger, komplexer und langweiliger als der Vorgänger

Neulich bei einem unplugged-Gig in einem ehemaligen Striplokal in Soho hat Keith Murray damit gedroht, den halben Abend mit Billy-Joel-Nummern bestreiten zu wollen. Er hat es sich zwar dann doch noch anders überlegt. Nachdem man das zweite Album von We Are Scientists gehört hat, ist man sich allerdings nicht mehr ganz sicher, ob das wirklich als Scherz gemeint war.

Mimten die New Yorker auf ihrem Debüt „With Love & Squalor“ noch die Schnauzbart tragenden Krawallbrüder und ließen einen zu Nummern wie „Nobody Move, Nobody Get Hurt“ oder „Cash Cow“ wild über die Tanzflächen zucken, geht es nun auf „Brain Thrust Mastery erheblich gemächlicher zu. Nur noch ganz selten ist auf dem Album etwas von der herrlichen Hibbeligkeit des Vorgängers zu spüren. Höchstens „Let’s See It“ kommt einem ein bisschen vertraut vor. Ob es daran liegt, dass der Band inzwischen ihr langjähriger Drummer Michael Tapper verloren ging oder daran, dass sie viel Zeit im Studio zugebracht hat, ist zwar nicht klar. Fest steht aber, dass sich Keith Murray und Chris Cain nun mehr für groß angelegte Popstrukturen als für musikalischen Aufruhr interessieren. Das Meiste, was man auf dem Album zu hören bekommt, hat man jedoch von den Killers oder Interpol schon besser gehört. Die erste Single „After Hours“. die mit einer Kirchenorgel beginnt und auch sonst ein wenig an Arcade Fire erinnert, ist zwar eingängig, aber nicht wirklich originell. Das gilt auch für 8os-Pop-Klonewie „Lethal Enforcer“ oder „That’s What Counts“. „Chick Lit“ flirtet mit Disco, ohne wirklich richtig zu grooven, „Impatiencc“ stapft ins Nirgendwo, das sanfte „Spoken For“ verhebt sich an der eigenen Songarchitektur. Und wenn man sich durchs behäbige „Altered Beast“ und das kurzatmige „Dinosaurs“ gehört hat, wünscht man sich einmal mehr die Zackigkeit des ersten Albums zurück.

Wahrscheinlich wird sich „Brnin Thrust Mastery“ als Übergangsalbum erweisen. Und ein Song wie „Tonight“ zeigt, wo die Reise hingehen könnte: Ein gemeiner Gitarrenriff und ein verzerrter Bass sorgen für miese Stimmung, „Understanding is the last thing I want“, singt Murray in einem Refrain, der auch von Martin Gore stammen könnte und der sich wunderbar selbst in den Schwanz beißt. So darfs ruhig weitergehen. Falls es damit nicht klappt, gibt es ja immer noch die Billy-Joel-Option.

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