William Orbit – Hello Waveforms
Der Titel „Madonna-Produzent“ wird ihm wohl noch ein Weilchen nachhängen, wenn nicht ewig begleiten. Davor war William Orbit nur einer von vielen begabten britischen Elektronik-Schraubern. Wie Coldcut oder S-Express verband der 40jährige in den späten Achtzigern musikalischen Forschergeist mit poppigen Hooklines und tanzbaren Groovcs. Sein größter Hit entstand unter dem Namen Bassomatic – „Fascinating Rhythm“. Mit dem Projekt Strange Cargo erschuf Orbit parallel dazu elektronische Welten jenseits des Dancefloors, die seinen Ruf als genialen Soundbastler begründeten. Seit dem Erfolg mit Madonnas „Ray Of Light“ wurde aus ihm eher ein musikalischer Dienstleister, der Blurs „13“ ebenso gekonnt veredelte wie U2s „Electrical Storm“ und den Singsang des Mädchen-Trios All Saints.
Das einzige Solo-Album, das in den letzten zehn Jahren von ihm erschien, war „Pieces In A Modern Style“ – elektronische Variationen klassischer Musikstücke Doch leider war das Album ebenso stark mit Kitsch durchsetzt wie der daraus ausgekoppelte Club-Hit „Barbers Adagio For Strings“. Das Ambient-Album „Hello Waveforms“ ist deutlich besser —und angeblich nur der Vorläufer eines ambitionierten Werks, das später im Jahr erscheinen soll. Dennoch gibt es eine Menge zu entdecken, bei Stücken wie „Colours From Nowhere“, die sich so träumerisch fließend verändern, wie die Farbspielereien, die iTunes auf unseren Bildschirmen anrichtet.
Die elf Stücke von „Hello Waveforms“ sind eine eher harmlose, aber sehr schöne Möblierung des akustischen Wohnraums: entspannt, heiter, bisweilen geheimnisvoll und stets auf dem neuesten Stand der Klang-Technik. „Humming Chorus“ verwendet dezent Motive aus Puccinis „Madame Butterfly“ – ohne daß das so offensichtlich würde. Problematisch sind nur die etwas zu gefälligen Melodien und Harmonien, und warum sich mit „Spiral“ ein eher altbackener TripHop-Song in der Kollektion versteckt, will auch nicht so recht einleuchten. Pop-Ambient wäre ein guter Name für diese Musik, doch den nutzt bereits das Kölner Techno-Label Kompakt für eine formal strengere Compilations-Reihe.