Yin Yang von Christian Salvesen

Die Indianer glauben, daß das Nordlicht aus den Seelen der Toten besteht und daß man sie herunterpfeifen kann, was die Dorfhunde in jaulendes Entzücken versetzt. Alaskakenner und Gitarrist LARRY CONKLIN beschreibt seine Eindrücke auf „Sun Wind“ (In-akustik) mit spät erlerntem, aber gekonnt wehendem Fingerpicking. Mischen sich die kristallinen Harfengirlanden von Rüdiger Oppermann dazu, sieht man im dunklen Kopf farbige Schleier aufleuchten. An den 16 Natur-Stimmungsbildern malen außerdem Flöte und Saxophon (Büdi Siebert), Vibraphon und Marimba (M. Kiedaisch), Violine und Gesang (Dorle Ferber) mit. 3,5

Die Weite der mongolischen Steppe schwingt in den Obertongesängen des Tuva Folk Ensembles, mit denen der russische Jazz-Pianist MIKHAIL ALPERIN sein „Prayer“(Jaro) beginnen läßt Richtig los geht’s aber, wenn Alperins minimalistische Piano-Figuren wie ein Gebirgsbach synkopisch durch Stromschnellen sprudeln oder in einen Akkord-See gleiten, immer wieder aufgefrischt durch Arkady Shilklopers Flügelhorn-Einsätze und das urwüchsig virtuose Jodeln von Folk-Sänger Sergey Starosin. Der genau komponierte und dabei sehr spontan wirkende Trialog steigert sich zum rhythmisch antreibenden Wechselgesang mit Perkussion. Später breitet das Hörn seine Flügel aus und erforscht die gleichförmig gewellte Tonlandschaft aus der Vogelperspektive, gefolgt von einer nasalen Oboe und dem von weither rufenden Gesang. 4,5

Wenn Bäume sprechen könnten! Wieso? Können sie doch, sogar singen. Die Gruppe PHOENIX macht auf „The Celtic Tree Circle“ (Neue Erde/Aquarius) vor, wie das klingt. Zur Einstimmung kreiiert ein Chor der Hamburger Kunsthochschule seufzend und flüsternd einen magischen Strudel. Liebliche Harfenklänge bereiten auf den Auftritt der Birke vor, die allerdings nur bedeutungsvoll ausatmet Andere Bäume wie die Eberesche sprechen Gedichte von Natasha Czapor – durch den Mund der englischen Sängerin Vijaya. Das klingt ziemlich heilig, aber auch nach avantgardistischem Theater. Adam Zablocki improvisiert jazzig auf der Querflöte, und Fred Hagenedder, der die ganze Idee sorgfaltig ausgearbeitet hat, bringt mit seinen Harfen keltisches Flait Die Perkussion und der Baß von Jan-Peter Kobrzinoski fühlen sich in Naturgeräusche ein. Im Zusammenspiel mit Gastmusikern gelingen stille, instrumentale Passagen, die dem Geist der Pflanzen wohl am ehesten entsprechen, 3,0

STAKKA BO. Der Name signalisiert Kontrast Stockholmer DJ Jung-Belmondo im hautengen, türkisen Ski-Dress, Sound-Magier zwischen Acid-Jazz, Ambient-Rap und „Good Vibrations“ (fünf Sekunden Beach Boys als Bandschleife), weiche Stimme und Harmonien, harter Beat. Beim Abtanzen den Text wirken lassen : „I is a secret – Fm proud to say Fm a skilled nullfidian.“ Raffinierte, intelligente, beinahe übergenaue Selbstbespiegelung. Strange. Aber angenehm kribbelnd: „The Great Bkmdino“ (Stockholm Records/Motor). 3,0

Hübsch sind sie ja, die vier Edelstein-Damen Gema Cuatro aus Kuba. Ihre GRANDES BOLEROS A CAPELLA (Magnetic Music/In-akustik) rühren „bittersüßen Weltschmerz“ in Kaffeetassen um, die vor 60 Jahren in den Cafes von Havanna stehengeblieben sind. Das A-cappella-Quartett aus dem kubanischen Nationalchor singt zweifellos sehr schön, vielleicht zu schön. Etwas mehr Pep und Rhythmus in den Arrangements hätte den Kaffee nicht nur süß, sondern auch stark gemacht. 2,5

Sampler sind nicht schlecht als Einstieg in musikalisches Neuland:

„Travel With The Global Beat“ (Erdenklang 58852) bringt Erlend Krausers Gitarrenversion von „Riders On The Storm“, Tri Atma mit Raga-Pop, Runenlieder aus Estland, arabisch-psychedelische Nächte und andere Weltmusik. 3,5

Eindeutiger ist da „The Heart Of Ihtussion“ (WeltWunder) mit den afrikanischen Trommlern Aja und Mustapha Tettey Addy und deutschem Samba.3,0

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