YokoOno – Blueprint For A Sunrise

Die Künstlerin gibt mit Avantgarde-Musikern die Kaiserin von China

Gleich als Kaiserin von China posiert Yoko Ono für das Cover ihre neuen Albums, darunter geht es nicht – die Dragon Lady symbolisiert im historischen Verständnis der Ono aufrechten Stolz und ungebrochene Würde der Frau, ein Thema, das stets das besondere Engagement der Lennon Witwe weckte. Ono erkennt im kaiserlichen Vorbild die Blaupause fürs eigene Überleben im ständig drangsalierenden Kampf der Geschlechter und deutet die halbgöttliche Robe ab das wahre, transzendente Antlitz der unterdrückten Damenschaft.

Was in Öl noch gut funktioniert, wird in musikalischer Form freilich wieder mal für Streit sorgen – obgleich Thurston Moore, die Beastie Boys und andere Freigeister mittlerweile in der Nicht-Musikerin Yoko Ono die Mutter der eigenen Kreativität erkennen, begegnet die Musikwelt der Tonkunst der rüstigen Dame gern mit Häme. Während die Kulturpädagogen klatschen, sind die anderen Umstehenden genervt von den auf großem Plateau präsentierten Selbstversuchen einer Performance-Künstlerin, deren originäre Gabe sicher nicht zuerst im Musikalischen zur Entfaltung kommt.

„Blueprint For A Sunrise“, das erste Album seit fünf Jahren, schwankt wie sein Vorgänger „Rising“ zwischen recht handfest organisiertem Liedgut und freigeistigem Experiment. Eine Spur abstrakter noch entwirft wiederum Sohn Sean Ono Lennon der Mama schlanke Arrangements zwischen Westcoast-Psychedelik und No-Pop-Emphasen, zu denen Yoko rezitiert, singt und mit einer für eine bald 70jährige Multimillionärin in der Tat erstaunlichen Inbrunst laut malt. Heraus kommt in einer Mixtur aus Live und Studio-Cuts ein Trip ins Museum für moderne Kunst, Installationsmusik, die sich ausschließlich den Verbalexperimenten der Vorsteherin unterordnet – und so meist ans bloß Funktionale verloren geht.

Was bleibt, sind hier und da gelungene Momente, in denen die ja fraglos gut mit Worten jonglierende Yoko Ono allerlei Umstände schön ins Künstlerische überführt, etwa in dem ersten Akt „I Want You To Remember Me“, einem szenischen Hörspiel über häusliche Gewalt, oder in dem 1968 von John Lennon und nun vom Sohnemann instrumentierten „Mulberry“, einer eindringlichen Studie über Onos Kriegserlebnisse in Japan 1940. Keine Frage: Wir sähen uns all das gern in einem Theater oder einem Kunstklubvan.

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