Richtiges Thema, falsches Objekt

Der Taktik-Skooter "Counter-Strike" wird nunmehr nicht nur für Amokläufe, sondern auch für Spielsucht verantwortlich gemacht. Ein Witz, findet unser Autor.

Kürzlich im dpa-Ticker: Ein Reporter berichtet von einem 18-Jährigen, der praktisch ununterbrochen am PC sitzt und seine Jugend an den Taktik-Shooter „Counter-Strike“ verschwendet. Der Spieler wird jedoch nicht als potentieller Amokläufer verdächtigt. Thema ist vielmehr die vermeintliche Suchtgefahr des Spiels. Dagegen lässt sich grundsätzlich nichts einwenden, ist die Debatte um Computer-Junkies doch dringlich. Das Problem ist, dass sich der Reporter im Genre geirrt hat.

Taktik-Shooter wie „Counter-Strike“ haben ein ähnliches Suchtpotential wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Es ist zwar vorhanden, im Vergleich zu anderen Games aber niedrig. Das „Counter-Strike“-Prinzip besteht darin, Gegner zu eliminieren. Zwar ist es dem Spieler möglich, Fortschritte zu erzielen und Verbesserungen vorzunehmen, doch sind diese limitiert. Von süchtig machenden Endlosspiralen kann keine Rede sein. Das ist der Unterschied zu Game-Drogen wie „Fußball-Manager“, „Civilization“ oder – markantestes Beispiel – „World Of Warcraft“. Als Spieler entwickelt man sich hier gefühlt unendlich weiter, immer neue Rekorde werden gebrochen, man ist gefangen in einer Spirale der ewigen Optimierungsoptionen.

Wird nun ein Taktik-Shooter zum Suchtspiel erklärt, folgt daraus, dass sich die Fronten im ohnehin schon heftigen Gefecht zwischen Gamern und Medienwächtern verhärten.

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