Rinderknecht nach Pacific Palisades Fire in Los Angeles angeklagt
Rinderknecht soll das Pacific Palisades Fire ausgelöst haben – nun die Anklage in Los Angeles. Hintergründe, Chronologie und was als Nächstes droht – kompakt.
Ein 29-Jähriger wurde verhaftet und angeklagt, absichtlich den tödlichen Waldbrand in Pacific Palisades gelegt zu haben, bei dem Anfang des Jahres zwölf Menschen ums Leben kamen und große Teile von Los Angeles zerstört wurden. Jonathan Rinderknecht aus Florida wurde laut einer Erklärung der US-Staatsanwaltschaft für den zentralen Bezirk von Kalifornien am Dienstag, dem 7. Oktober, festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, kurz nach Mitternacht am 1. Januar auf einem Grundstück der Mountains Recreation and Conservation Authority ein Feuer gelegt zu haben. Rinderknecht soll zunächst in Florida vor Gericht erscheinen, bevor er nach Kalifornien überstellt wird, um sich dort den Anklagen zu stellen. (Er hat noch kein Plädoyer abgegeben.) Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft, die Mindeststrafe beträgt fünf Jahre.
Vom „Lachman Fire“ zum zerstörerischen Palisades-Brand
Das ursprüngliche Feuer, das Rinderknecht angeblich gelegt hat, war als „Lachman Fire“ bekannt und konnte zunächst rasch gelöscht werden. Was die Feuerwehr und andere Behörden zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht wussten: Die Glut des Lachman-Feuers brannte unter der Erde weiter und kam am 7. Januar durch starken Wind wieder an die Oberfläche. Das daraus entstandene Palisades-Feuer entwickelte sich zu einem der zerstörerischsten Waldbrände in der Geschichte von Los Angeles.
Es vernichtete 23.400 Acres Land und fast 7.000 Häuser in der Region Pacific Palisades. „Die Klage behauptet, dass die Rücksichtslosigkeit einer einzelnen Person einen der schlimmsten Brände verursacht hat, den Los Angeles je gesehen hat, und zu Todesfällen sowie weitreichender Zerstörung in Pacific Palisades geführt hat“, sagte der amtierende US-Staatsanwalt Bill Essayli in einer Erklärung. „Wir können den Opfern zwar nicht zurückgeben, was sie verloren haben, aber wir hoffen, dass dieses Strafverfahren ihnen ein gewisses Maß an Gerechtigkeit verschafft.“
Verdächtiges Verhalten und digitale Spuren
Laut einer eidesstattlichen Erklärung eines Ermittlers des Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives arbeitete Rinderknecht an Silvester als Uber-Fahrer. Zwei Fahrgäste beschrieben ihn in dieser Nacht als „aufgeregt und wütend“. Kurz vor Mitternacht soll er den Song „Un Zder, Un Thé“ des französischen Rappers Josman aufgelegt haben. Nach Angaben der Ermittler hörte er den Song „in den letzten vier Tagen neunmal“ und sah das Musikvideo – in dem Feuer ein wiederkehrendes Motiv ist – dreimal.
Der Text des Liedes soll Themen wie „Verzweiflung und Bitterkeit“ aufgreifen. (Rinderknecht erklärte später, er sei in Frankreich aufgewachsen und spreche fließend Französisch.) Nachdem er den Song abgespielt hatte, fuhr Rinderknecht laut Ermittlungsunterlagen zu einem Wanderweg in Pacific Palisades nahe seines früheren Wohnorts. Er versuchte offenbar, einen alten Freund zu erreichen, der ebenfalls in der Gegend lebte, konnte ihn jedoch nicht kontaktieren. Anschließend begab er sich zu einem Ort namens „Hidden Buddha Clearing“, an dem sich ein alter Strommaststumpf befindet, auf dem häufig Buddha-Figuren abgestellt werden. Dort soll er mehrere Videos von der Umgebung aufgenommen und erneut „Un Zder, Un Thé“ gehört haben.
Die Nacht des Brandes
Wann genau Rinderknecht das Feuer gelegt haben soll, ist unklar. Erstmals wurde es etwa zwölf Minuten nach Mitternacht von Umweltmessplattformen der University of California in San Diego registriert. Rinderknecht soll zur gleichen Zeit versucht haben, den Notruf zu wählen, was jedoch wegen schlechter Mobilfunkverbindung scheiterte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen erreichte er schließlich die Polizei – zu einem Zeitpunkt, als das Feuer bereits von Anwohnern gemeldet worden war.
Während des Anrufs soll Rinderknecht auch eine Frage in ChatGPT eingegeben haben: „Sind Sie schuld, wenn wegen Ihrer Zigarette ein Feuer ausbricht?“ ChatGPT antwortete demnach mit „Ja“ und ergänzte eine Erklärung. Als Rinderknecht den Ort verließ, begegnete er Feuerwehrleuten, die auf dem Weg zum Einsatz waren. Später erklärte er den Ermittlern, er sei umgedreht und habe seine Hilfe angeboten – ein Verhalten, das der ATF-Agent als „höchst ungewöhnlich“ bezeichnete. Rinderknecht blieb offenbar in der Nähe und filmte vom Hügel aus weitere Videos der Brände und der Feuerwehrleute.
Weitere Hinweise und frühere ChatGPT-Anfragen
In der eidesstattlichen Erklärung wird festgehalten, dass „Brandstifter manchmal gerne zusehen, wie Feuerwehrleute auf die von ihnen gelegten Brände reagieren“. Das Dokument verweist zudem auf weitere mögliche Beweise für Rinderknechts Absichten, darunter mehrere ChatGPT-Anfragen zum Thema Feuer. Im Juli 2024 soll er die KI gebeten haben, ein „dystopisches Gemälde“ zu erzeugen, das einen „brennenden Wald“ zeigt, vor dem Menschen fliehen, während auf der anderen Seite einer Mauer „ein Konglomerat der reichsten Menschen“ sitzt, das „zuschaut, wie die Welt abbrennt, lacht, sich amüsiert und tanzt“.
Etwa einen Monat später schrieb Rinderknecht angeblich an ein Familienmitglied: „Ich habe die Bibel verbrannt, die ich hatte.“ In einer weiteren ChatGPT-Eingabe im November erklärte er: „Das ist gerade passiert. Vielleicht vor etwa drei Monaten oder so. Die Erkenntnis all dessen. Ich habe die Bibel, die ich hatte, buchstäblich verbrannt. Es fühlte sich unglaublich an. Ich fühlte mich so befreit.“]