roots

0vercomeYo.1&2

(TR1KONT/INDIGO) Dass die besten Soul-Sänger aus der Kirche kommen, ist ein Allgemeinplatz. Doch wer weiß schon, dass im Namen des Herrn auch ein Instrument in Ekstase versetzt wird, das sonst „nur als winselnde Zugabe von Country-Songs“ in Umlauf ist, wie Jonathan Fischer in seinen sonst vorzüglichen Linernotes etwas despektierlich bemerkt? Der Autor und DJ hatte sich bereits mit seiner Southern Soul-Compilation „Down & Out“ hervorgetan und schickt uns nun zur zweiteiligen Gospel-Messe in die Gotteshäuser des schwarzen US-Südens. „Preaching In Rhythm And Funk“ bleibt historisch, „Sanctified Soul And Holy House“ marschiert mit Tracks wie „Solid Ground“ in die House-Parties der 90er Jahre durch. Andächtig geht’s hier wie da kaum zu. Vielmehr begegnen wir enthemmten Chören auf dem Weg zum „Breakthrough“ un d entfesselten Reverends, die ihre Schäfchen einschwören, sowie ganz dramatischen Bekehrungsepiphanien (Prince Dixons „He Brought Me Out“) und dem irren Soul-Schrei eines Rance Allen an der „Hot Line To Jesus“. Eine geradezu teuflische Steel-Gitarre jenseits von Country-Konventionen wird da zuweilen auch gespielt (Aubrey Ghents „Can’t Nobody Do Me Like Jesus“). Die nackte Besessen- und Ergebenheit dieser Musik bringt dabei selbst strenge Atheisten ins Grübeln. Vertrauen Sie also nicht darauf, was Ihnen im Platten-Supermarkt als „Gospel“ angedreht wird. Vertrauen Sie nur „Orercome“, und alles wird gut Amen. 4,0

Grand Ole Opry Vol. 1&2

(M C A/ UM IS) Wir bleiben bei Gotteshäusern. Vor gut 75 Jahren stimmte Uncle Jimmy Thompson zum allerersten Mal seine Fiddle für den Radiosender WSM und entfachte damit ein Saturday Night Fever, das dann zwei Jahre später auch den berühmten Namen bekam: Grand Ole Opry. Als die „Kathedrale der Country-Musik“ 1974 vom altehrwürdigen Ryman-Auditorium downtown Nashville in den abstrusen Theme Park vor die Tore der Stadt wechselte, hatte die Show ihre beste Zeit gehabt Robert K. Oermanns Linemotes zu dieser 2-CD-Jubiläums-Compilation sind eher daran interessiert, alte Mythen weiterzuspinnen, als neue Einsichten zu gewinnen. So präzise er die Anfange beschreibt (wenn auch Elvis unter die Bühne fiel), so routiniert hakt er die letzten beiden Dekaden ab. 30 Songs, mal sinnig mal beliebig kompiliert, begleiten die Lektüre: Hank, Honky Tonk, Bluegrass, Nashville-Sound, George & Tammy, Seventies-Crossover, Neo-Traditionalismus. Der einzige bisher nicht veröffentlichte (Schluss-) Track kommt ausgerechnet von den aktuellen Leichtgewichten Chely Wright und Brad Paisley: Das innige „Hard To Be A Husband, Hard To Be A Wife“ gerät aber doch ganz hübsch und sogar ziemlich country. Ingesamt für Einsteiger gerade noch vertretbar. 2,0

The JW-Jones Blues Band Defibrillatin

(C ROSSC U T/E D E L CONTRAIRE) Der Blues hat wieder mal ein Baby und dieses hier kommt aus Kanada. Josh Wynne-Jones ist gerade mal Anfang 20, sieht aus wie der brave Banker von nebenan, spielt aber schon eine satt swingende Westcoast-Gitarre. Da kann -größtes Manko des bungstersder reichlich harmlose Gesang noch nicht mithalten. Halten wir uns also lieber gleich an Instrumentals wie „Batyology“, eine feine Hommage an Vorbild Charlie Baty (Little Charlie & The Nighteats). Als Sidemen überzeugen Keyboarder Pierre Chretien, vor allem aber Harmonika-Mann Southside Steve Marriner. Der war zum Zeitpunkt der Session, die übrigens nur einen Tag dauerte und nicht unbedingt siebenminütige Outtakes (Track 10) rechtfertigt, gerade mal 16. 2,5

Shemekia Copeland

Wicked (ALLIGATOR/EDEL CONTRAIRE) Nicht mehr ganz taufrisch, immer noch gut Blues-Twen Copeland hat ihr zweites Alligator-Album in New York eingespielt, doch klingt „Wicked“ mehr nach Memphis als viele Memphis-Platten. Die Tochter von Johnny Copeland, dem sie im abschließenden „It’s My Own Tears“ würdig Referenz erweist, tritt mit imposanter Stimme in die Fußstapfen von Etta James. 3,5

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