Sandra Maischberger zeigt, dass man Jan Böhmermanns Schmähgedicht vortragen darf

Die Moderatorin lies in ihrer Talkshow das Schmähgedicht aus dem „Neo Magazin Royale“ in voller Länge und ohne Auslassungen vorlesen. Von ihren Gästen lachte nur einer - und fand, dass man es einfach nicht ernst nehmen könne.

Das an den türkischen Präsidenten Erdogan gerichtete Schmähgedicht, das Jan Böhmermann in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ vorlas, sorgt auch noch zwei Wochen nach Ausstrahlung für Aufregung. Sandra Maischberger ließ das vollständige Gedicht am Mittwoch (20. April) in ihrer Talkshow vortragen – und musste dafür nur einen Tag danach vor allem im Netz ordentlich Kritik einstecken.

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Viele fragten sich, warum die Moderatorin in der ARD darf, was vom ZDF nicht erlaubt wird. Der öffentlich-rechtliche Sender hatte den Clip mit dem umstrittenen Poem aus der Mediathek gelöscht und dies damit begründet, dass es den eigenen Qualitätsstandards nicht entspreche.

Hatte Maischberger nun den Mut, den das ZDF nicht aufbringen wollte?

Zuletzt versuchten Mitarbeiter des ZDF mit einem Rundbrief im Sendezentrum in Mainz die Sendeverantwortlichen dazu zu bringen, den Beitrag wieder online zu stellen – vergeblich. Die Talkmasterin deutete schon zu Beginn ihrer Sendung zu dem Thema „Staatsaffäre Böhmermann: Diktiert Erdogan Merkels Kurs?“ an, dass man nicht über die Problematik reden könne, ohne das Gedicht auch vollständig zu kennen. Angeblich, so Maischberger, gäbe es auch bei Google nur Bruchstücke zu finden (was nicht ganz korrekt ist, denn mehrere Medien druckten sowohl das Poem als auch den Dialog in der Show komplett ab; das Video steht zudem im Netz).

Erdogan – ein Fall für die Psychiatrie

In der Sendung waren Ulrich Kienzle, Jürgen Trittin, Stephan Mayer, Idil Baydar, Ozan Ceyhun und Medienanwalt Ralph Höcker als Gäste dabei. Während sich Höcker und Trittin leidenschaftlich über unterschiedliche juristische Standpunkte stritten, war Politjournalist Kienzle der einzige, der hörbar über die Zeilen lachte. Später ergänzte er etwas halbgar: „Das kann man nicht ernst nehmen“ und antwortete auf die Frage, ob es richtig war, den Clip aus der Mediathek zu löschen, ausweichend und als ehemaliger Mitarbeiter loyal, dass er nicht das ZDF sei. Allerdings sagte er auch deutlich, dass Erdogan „ein Fall für die Psychiatrie“ sei.

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Die Diskussionen um die satirische Qualität oder das Beleidigungspotential des Erdogan-Gedichts gehen jedenfalls weiter.

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