Schon einmal griff er für die Beatles zum Stift. Für das Artwork der „Anthology“ war Klaus Voormann daher die erste Wahl

Der Auftrag kam aus heiterem Himmel, doch wirklich überraschend kam er eigentlich nicht. „Neil Aspinall, Apple-Chef seit Ur-Zeiten, rief mich vor gut einem halben Jahr an und eröffnete mir, daß er für die geplante Beatles-„Anthology“ ein visuelles Image brauche, das der gesamten Kampagne ihr Gesicht geben solle. Es müsse ein Motiv sein, das die gesamte Beatles Ära in all ihren unterschiedlichen Facetten zusammenführt: Liverpool und Hamburg, die Rocker-Jahre, die psychedelische Phase, Flower-Power, die Auflösungserscheinungen und schließlich den Bruch.“

Voormann, Fab-Four-Intimus seit Hamburger „Kaiserkeller“-Tagen, zeitweise gar als „fünfter Beatle“ gehandelt und später langjähriger Bassist der „Plastic Ono Band“, schien für den Job geradezu prädestiniert: Bereits 1966 hatte der gelernte Grafiker für seine berühmten Freunde das „Revolver“-Cover gezeichnet – und auch als 1987 George Harrison für seine Single „When We Was Fab“ nostalgisches Cover-Flair suchte, gab es zu Klaus Voormann eigentlich keine Alternative.

Diesmal allerdings hatten die Herren Beatles vor den Auftrag eine Vorauswahl gesetzt: „Sieben verschiedene Künstler wurden gebeten, ihre Ideen und Vorschläge einzureichen, darunter so prominente Leute wie David Hockney und Peter Blake, der bekanntlich damals das ‚Sgt.Pepper‘-Cover gestaltet hatte. Angesichts dieser hochkarätigen Namen machte ich mir natürlich zunächst herzlich wenig Hoffnungen. Daß ich letztlich doch den Zuschlag bekam, machte mich natürlich schon ein wenig stolz, hatte aber sicher auch damit zu tun, daß ich mich nicht profilieren wollte, daß ich keine große Kunst machen wollte, sondern mich selbst konsequent hinter der gestellten Vorgabe zurücknahm, so viel wie möglich von der gesamten Beatles-Ära visuell herüberzubringen.“

Den Zuschlag bekam der stille Klaus mit einer ebenso simplen wie monumentalen Idee – der „Plakat-Idee“: „All die klassischen Fotos, Poster, Plakate und Cover der Beatles sollten auf einer riesigen Wand aufgeklebt werden; die alten Motive blättern schon langsam ab und vergilben, während die neuen noch gut erhalten sind. Die drei Cover, wie ein Triptychon zusammengesetzt, bilden die gesamte Plakatwand. Das erste Cover fängt noch relativ blaß und farblos an, zur Mitte wird es dann immer bunter.

Der eigentliche Clou aber war: Es sollte keine herkömmliche Collage sein, sondern ein überlebensgroßer Billboardmöglichst mit einer Person davor, damit die Relationen und Größenverhältnisse deutlich wurden.“ Der ursprüngliche Plan, diese meterhohe Wand tatsächlich auf der grünen Wiese zu bauen, erwies sich schnell als unrealistisch – ebenso der Versuch, mit Silikon und Moltofill eine Miniatur-Ausgabe im Atelier zu basteln. Und so machte sich Klaus Voormann, unterstützt von seinem Atelier-Partner Alfons Kiefer, notgedrungen an die konventionelle Arbeit.

Nahezu eintausend Arbeitsstunden flössen in das dreigeteilte Werk – und wer sich ungläubig die Augen reibt und fragt, wo denn bloß all die Arbeit geblieben ist, sollte mit einer Lupe das Cover einer erneuten Prüfung unterziehen: Was, durchaus gewollt, wie eine naturalistische Klebe-Collage aus Postern, Covern und Plakaten aussieht, ist in Wirklichheit – gemalt. Gemalt? Warum um alles in der Welt gemalt?

„Weil“, so der Künstler, „erst durch dieses fotorealistische Malen der Eindruck eines zusammenhängenden Bildes entsteht. Ansonsten wäre es doch wieder nur eine Ansammlung zusammenhangloser Schnipsel geblieben.“ Und so malen und malen sie noch heute, denn das dritte Cover (für die geplante Veröffentlichung im Frühjahr) muß spätestens Ende ’95 abgeschlossen werden. Wie das dreiteilige Opus in seiner ganzen Schönheit aussehen wird, darf leider noch nicht enthüllt werden. Schließlich hat der Maler einen Vertrag, und der sieht nun mal höchste Geheimhaltung vor.

„Angemessen“, so Voormann, inzwischen in Holzkirchen bei München beheimatet, sei die Heidenarbeit honoriert worden. „Nur weil die Beatles die Auftraggeber sind, heißt das noch lange nicht, daß es gleich Dukaten regnet“

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