Schon wieder Bradley Cooper: Warum die Oscar-Verleihung 2015 stinklangweilig werden könnte

Am 22. Februar werden die Oscars verliehen. "Grand Budapest Hotel" und "Birdman" gehen als große Favoriten ins Rennen. Aber sonst? Es steht zu befürchten, dass es die langweiligste Oscar-Verleihung aller Zeiten wird. Eine erste Prognose.

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Am Donnerstag (15. Januar) wurden in Los Angeles die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben. In den Hauptkategorien gab es bis auf wenige Ausnahmen kaum Überraschungen – „Grand Budapest Hotel“ und „Birdman“ gehen mit jeweils 9 Nominierungen als Favoriten ins Rennen um die begehrte Goldtrophäe.

Manche Nominierungen hatten sich bereits bei den „Golden Globes“ angedeutet. Interessant ist vor allem, dass so wenige Blockbuster wie noch nie um die wichtigste Auszeichnung im Filmbusiness konkurrieren.

Marc Vetter hat die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen analysiert und gibt eine erste Prognose ab:

Es bleibt die einzige Oscar-Moderation von Neil Patrick Haris

Harris gehört sicher zu den beliebtesten Schauspielern der letzten Jahre, wurde berühmt mit seiner aus der Zeit gefallenen Macho-Rolle in „How I Met Your Mother“. Aber auf der großen Bühne gekonnte Witze zu machen gelingt den wenigsten Charme-Bolzen: Hugh Jackman mühte sich furchtbar ab, den soignierten Playboy zu geben und blieb blass; James Franco blieb im Verbund mit der vom Publikum geschmähten Anne Hathaway eine ausgesprochen trübe Tasse und verschmunzelte seine eigenen Jokes.

Publikum und Kritik lieben „Boyhood“ – aber die Academy mag Mexikaner und vor allem Alejandro González Iñárritu

„Boyhood“ gehört zu den absoluten Kritikerfavoriten und ist vielleicht der größte Triumph von Independent-Regisseur Richard Linklater („Slackers“). Aber die Konkurrenz ist groß – „Birdman“ von Alejandro González Iñárritu wurde für insgesamt 9 Goldjungen nominiert. Der mexikanische Regisseur gilt als einer der Lieblinge der Academy, war bereits zweimal für die Regie-Kategorie nominiert. Sein Landsmann und Freund Alfonso Cuarón gewann zudem im letzten Jahr mit „Gravity“.

Zwei Deutsche sind nominiert – aber zu gewinnen gibt es nichts

Wim Wenders ist in Amerika eine Bank, hat sicher neben Werner Herzog das größte Renommee. Aber „Das Salz der Erde“ – sein feinfühliges Künstlerportrait des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado – hat in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ höchstens Außenseiterchancen. „Citizen Four“, Laura Poitras‘ Film über Edward Snowden, erregte bereits viel Aufsehen und weiß den Zeitgeist auf seiner Seite. Auch Hans Zimmer hätte theoretisch die Möglichkeit, mit seinem Score für „Interstellar“ einen zweiten Oscar (nach der Filmmusik für „Der König der Löwen“) abzuräumen, aber in den letzten Jahren war der Soundtüftler, dessen Musik durchaus polarisiert und das Publikum in Verehrer und Verächter spaltet, stets mit der Nominierung wieder in sein Tonstudio gefahren. Höhere Chancen haben „The Imitation Game“ (Alexandre Desplat) und „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ (Jóhann Jóhannsson).

„The Grand Budapest Hotel“ könnte neunmal gewinnen – fällt aber in den wichtigsten Kategorien durch

Wes Anderson hat weltweit eine eingeschworene Fangemeinde und gilt inzwischen als Kultregisseur. Seine (erneute) Verbeugung vor dem europäischen Kino hat aber zwei Probleme: Es handelt sich um eine Komödie und einen Ensemblefilm. Neben ein paar Preisen für die Ausstattung und die Kostüme wird es wohl in den wirklich wichtigen Kategorien schwierig, einen Preis zu gewinnen. Obwohl die Nominiertenliste für den besten Regisseur in diesem Jahr keinem einzigen Veteranen verzeichnet, dürfte der Schöpfer zahlreicher Nerd-Universen gegen Iñárritu oder Linklater keine Chance haben. Die größten Chancen sollte wohl der „Boyhood“-Macher haben – schon allein wegen seiner mutigen Vision, einen Film über mehr als eine Dekade mit ein und dem selben jungen Darsteller zu drehen. Auch beim Preis für das beste Drehbuch hat Anderson keine Chance.

Warum schon wieder Bradley Cooper?

Okay, er spielt in „Sniper“ einen Scharfschützen und sieht dabei auch ganz passabel aus, aber warum der „Hangover“-Star bereits zum dritten Mal für den Oscar vorgeschlagen wurde, bleibt ein Rätsel. Großes schauspielerisches Talent wurde dem 40-jährigen jedenfalls nicht in die Wiege gelegt. Es steht kaum zu befürchten, dass der ehemalige „Sexiest Man Alive“ den Oscar auch gewinnen wird, seine Nominierung ist aber deswegen ärgerlich, weil er so vielen seiner (begabteren) Kollegen den verdienten Platz einfach wegnimmt. Ach ja, alle rechnen mit Benedict Cumberbatch oder Golden-Globe-Gewinner Michael Keaton – aber vielleicht macht am Ende Steve Carell das Rennen.

Schauen Sie auf die Gewinner des Critic’s Choice Awards, sie könnten die Preisvergabe bei den Oscars vorwegnehmen

Und zwar deswegen:

Bester Film: Boyhood

Bester Hauptdarsteller: Michael Keaton

Beste Hauptdarstellerin: Juliane Moore

Bester Nebendarsteller: J.K. Simmons

Beste Nebendarstellerin: Patricia Arquette

Bester Regisseur: Richard Linklater

Bestes Original-Drehbuch: Alejandro González Iñárritu

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