Schweigsam und schüchtern: Weezer, die US-Rockstars ohne jeden Star-Appeal

Sie heißen Rivers, Matt, Brian und Pat, und wenn sie nicht mit ihrer Band Weezer urplötzlich berühmt geworden wären, gingen sie jetzt wahrscheinlich noch aufs College und würden brav studieren. Sind sie doch die Rockstars mit dem minimalsten Rockstar-Appeal.

„Pinkerton“ heißt ihr sehr gut gewordenes zweites Album. Aber drüber reden möchten sie am besten gar nicht Sänger Rivers Cuomo, der aus Connecticut stammt und nun, wie die anderen drei auch, in L. A. lebt, und für fast alle Songs verantwortlich ist, redet überhaupt nicht Zumindest nicht mit Journalisten.

„Er meint, daß alles, was er zu sagen hat, in seinen Texten steht“, sagt Gitarrist Brian Bell, auch ein recht zäher Interview-Partner. Wenn er mal was sagt, hört sich so an: „Wir haben eine neue Platte gemacht, die mir gut gefällt. Zehn Songs sind drauf. Du hast ja die Platte und die Texte. Da muß ich gar nicht weiter drüber reden.“ Netterweise tut er’s dank mehrmaligen Nachbohrens dann doch. „Unsere Musik ist so gestrickt, daß sie den Leuten ein gutes Gefühl gibt Die Arrangements sind nicht besonders kompliziert, die Melodien gehen ins Ohr. Andererseits wollen wir aber auf keinen Fall wie eine Witz-Band rüberkommen. Unsere Musik nehmen wir jedenfalls sehr ernst“.

Die neue Platte ist vielschichtiger und komplexer geworden als das Debüt „Eine größere Herausforderung für die Fans, die nur unsere Mitsing-Nummern wie ‚Buddy Holly‚ kennen“, meint Bell. Gute Laune machen sie aber immer noch. An poppigen, gradlinig-punkigen Stücken, bei denen die Band nach wie vor den stärksten Eindruck macht besteht auch auf „Pikerton „kein Mangel. „Nur immer bubblegummäßig und zuckersüß zu klingen, wurde uns aber auf Dauer zu langweilig.“

Wurde das erste Album „Weezer“ noch vom Ex-Cars-Sänger Ric Ocasek produziert, saßen die vier Mittzwanziger diesmal selbst an den Reglern. Künstlerisches Wachstum nennt man so etwas wohl, und Brian widerspricht nicht.

Formiert wurde die Band vor vier Jahren, nachdem man sich in LA. auf dem College getroffen und den gegenseitigen Wunsch bekundet hatte, zusammen Musik zu machen. Den Plattenvertrag bekamen Weezer ein Jahr später, zweifellos begünstigt durch das gerade aufkeimende Punk-RevivaL Es sollte sich auszahlen: Das Debüt verkaufte sich allein in den USA rund zwei Millionen Mal. „Die Plattenfirma“, so Brian, „hat sich vorher mit uns hingesetzt und einen großen Plan aufgestellt. Nach dem Motto ‚Jetzt machen wir mal Weezer berühmt‘ Verrückterweise hat das tatsächlich so funktioniert Wir waren sieben Monate nonstop auf Tournee, während immer mehr Sender anfingen, unsere Singles zu spielen. Wenn dich die Leute schließlich kennen und dein Video auf MTV läuft, bist du fast automatisch ein Rockstar.“

Eine Rolle, mit der sich die eher unscheinbar und schüchtern wirkenden Jungs erst mal abfinden müssen. „Von Nobodys über Nacht zu Stars zu werden, verändert dich.“ Sie denken halt ein bißchen zu viel nach, die vier Intelligenz-Rocker. „Der Erfolg der ersten LP hat uns eine Pause ermöglicht, in der jeder das getan hat, was ihm Spaß macht“ Und seinen persönlichen Traum hat sich Brian auch schon erfüllt: „Gestern beim Konzert habe ich mir die – naja, Kids sage ich nicht gerne – also die jungen Erwachsenen angeguckt. Die müssen gedacht haben: ‚Mann, der Typ da auf der Bühne, der wär ich auch gern.‘ Ich war genau so mit 15. Und jetzt? Jetzt bin ich exakt der Typ, der ich immer sein wollte.“

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