Nach dem Tod von SHINee-Sänger Jonghyun: K-Pop-Künstler verschieben Platten und Konzerte

Berühmte Bands wie EXO, TWICE und BTOB verschoben Veranstaltungen oder Neuveröffentlichungen nach dem Tod des 27-jährigen Sängers.

Der mutmaßliche Suizid von Jonghyun, dem Sänger der K-Pop-Band SHINee, erschüttert die Musikindustrie Südkoreas. Wie am Mittwoch (20. Dezember) bekannt wurde, verschoben zahlreiche Bands und Musiker ihre bereits angekündigten Releases oder strichen geplante Veranstaltungen in der nahen Zukunft.

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Darunter befinden sich Megastars der Szene wie EXO und TWICE, die beide neue Veröffentlichungen zurückhalten wollen. EXO hatten ursprünglich vor, am kommenden Freitag (22. Dezember) eine Winterplatte herauszubringen. Diese steht nun erst am Dienstag (26. Dezember) in den Plattenläden. TWICE verschoben das Video zu ihrer Single „Merry & Happy“ von Donnerstag (21. Dezember) auf Freitag (22. Dezember). Auch der im Land äußerst bekannte K-Pop-Star Kangta trauerte um den SHInee-Frontmann und sendete mehrere Tage seine Show im Radio nicht.

Im gleichen Atemzug wurden zudem mehrere K-Pop-Aktivitäten in dem asiatischen Land kurzfristig abgesagt, wie „Billboard“ berichtet. Seventeen strichen die aktuelle Ausgabe ihrer YouTube-Reihe „Going Seventeen“. Sie wäre nur Stunden nach dem Tod Jonghyuns auf Sendung gegangen. Die Band BTOB sagte zudem eine Pressekonferenz für eine kommende Tournee am Samstag (23. Dezember) ab. Viele der Bands und Musiker, die nun öffentlich um den verstorbenen Sänger trauern, sind wie auch SHINee beim Label S.M. Entertainment unter Vertrag. Am Donnerstag (21. Dezember) wird Jonghyun beerdigt.

Letzter Brief von Jonghyun

Sängerin Nine9, eine enge Freundin von Jonghyun, hatte zuletzt seinen letzten Brief veröffentlicht, wie die Seite „Soompi“ berichtet. Jonghyun überreichte ihr den Brief mit der Bitte, diesen zu veröffentlichen, wenn er gestorben ist. Nach langen Gesprächen und Überlegungen mit Jonghyuns Familie kam Nine9 diesem Wunsch nun nach. Anhand dieses Abschiedbriefs wird auch klar, dass Jonghyun sehr unter Depressionen litt und dass jeder Tag für ihn ein Kampf war.

Lesen Sie hier die deutsche Übersetzung des letzten Briefs von Jonghyun:

„Ich bin innerlich gebrochen.

Die Depression, die langsam an mir nagte, verschlang mich schließlich.

Ich konnte es nicht überwinden.

Ich habe mich selbst gehasst. Ich beschloss, an Erinnerungen festzuhalten und schrie mich an, um zur Besinnung zu kommen, aber es gab keine Antwort.

Wenn es keine Möglichkeit gibt, den erstickenden Atem zu lindern, ist es besser, einfach aufzuhören.

Ich habe gefragt, wer für mich verantwortlich sein kann.

Es geht nur um dich.

Ich war ganz allein.

Es ist leicht zu sagen, dass du die Dinge beenden wirst.

Es ist schwer, die Dinge tatsächlich zu beenden.

Ich habe die ganze Zeit mit dieser Schwierigkeit gelebt.

Du hast mir gesagt, dass ich fliehen will.

Das ist richtig. Ich wollte fliehen.

Von mir.

Von Ihnen.

Du hast gefragt, wer da drüben ist. Ich sagte, dass ich es war. Ich sagte, ich war’s wieder. Und ich sagte, dass ich es wieder war.

Ich fragte, warum ich meine Erinnerungen vergesse. Du hast mir gesagt, dass es wegen meiner Persönlichkeit war. Ich verstehe. Ich sehe, dass am Ende alles meine Schuld ist.

Ich hoffte, dass die Leute es merken würden, aber niemand wusste es. Du hast mich nie getroffen, also würdest du natürlich nicht wissen, dass ich da war.

Du hast gefragt, warum ich lebe. Nur so. Nur so. Jeder lebt einfach nur so.

Wenn Sie fragen, warum Menschen sterben, würden sie wahrscheinlich sagen, dass es daran liegt, dass sie erschöpft sind.

Ich litt und quälte mich deswegen. Ich habe nie gelernt, wie man diesen Schmerz in Glück verwandelt.

Schmerz ist nur Schmerz.

Ich habe versucht, mich selbst daran vorbei zu drängen.

Warum? Warum halte ich mich davon ab, dem Ganzen ein Ende zu setzen?

Mir wurde gesagt, ich solle nach dem Grund suchen, warum es wehtut.

Ich weiß es nur zu gut. Ich habe Schmerzen wegen mir. Es ist alles meine Schuld, weil ich so geboren wurde.

Doktor, ist es das, was Sie hören wollten?

Nein. Ich habe nichts Falsches getan.

Als Sie mir mit dieser ruhigen Stimme sagten, dass es an meiner Persönlichkeit liegt, dachte ich, wie einfach es sein muss, Arzt zu sein.

Es ist schon fast faszinierend, dass es so weh tut. Leute, die es schwerer haben als ich, scheinen sich gut zu verstehen. Leute, die schwächer sind als ich, kommen gut miteinander aus. Aber das darf nicht wahr sein. Unter den Menschen auf dieser Welt hat es niemand schwerer als ich, und niemand ist schwächer als ich.

Aber ich habe trotzdem versucht zu leben.

Ich fragte mich, warum ich das hunderte Male tun musste, und es war nie für mich. Es war für dich.

Ich wollte etwas für mich tun.

Bitte hör auf, mir Dinge zu erzählen, die du nicht verstehst.

Du sagst mir, ich soll herausfinden, warum ich eine schwere Zeit habe. Ich habe dir mehrmals gesagt, warum. Darf ich nicht gerade aus diesen Gründen so traurig sein? Muss sie spezifischer und dramatischer sein? Brauche ich bessere Gründe?

Das habe ich dir schon gesagt. Hast du überhaupt zugehört? Dinge, die man überwinden kann, bleiben nicht als Narben zurück.

Ich schätze, ich war nicht dazu bestimmt, die Welt zu konfrontieren.

Ich schätze, ich war nicht dazu bestimmt, ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen.

Deshalb war es so schwer. Sich der Welt zu stellen und in der Öffentlichkeit zu stehen. Warum habe ich diese Entscheidungen getroffen. Das ist lächerlich.

Es ist großartig, dass ich es sogar so weit geschafft habe.

Was soll ich noch sagen. Sag mir nur, dass ich es gut gemacht habe.

Sag mir, dass ich gut genug war und dass ich viel durchgemacht habe.

Selbst wenn du nicht lächeln kannst, während du mich wegschickst, sag nicht, dass es meine Schuld ist.

Das hast du gut gemacht.

Du hast wirklich eine Menge durchgemacht.

Auf Wiedersehen.“

Wer Suizidgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen dabei, die Gedanken zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist oder sich um nahestehende Personen sorgt, kann sich – auch anonym – an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken unter der Nummer 0800/111 01 11.

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