So rechtfertigt sich Woody Allen für Russland-Auftritt
„Allen entscheidet sich, die Augen vor den Gräueltaten zu verschließen, die Russland jeden einzelnen Tag in der Ukraine begeht“, erklärte das ukrainische Außenministerium.
Woody Allens Auftritt bei einem russischen Filmfestival hat scharfe Kritik des ukrainischen Außenministeriums ausgelöst. Es hat die Teilnahme des Regisseurs als „eine Schande und eine Beleidigung“ für die Opfer von Russlands Invasion bezeichnet.
„Kultur darf kein Propagandainstrument sein“
Wie die Associated Press berichtet, trat Allen am Sonntag, den 24. August, per Video beim Moscow International Film Week auf. Das aufgezeichnete Material wurde demnach auch im russischen Staatsfernsehen ausgestrahlt. Moderiert hat das Panel Schauspieler und Regisseur Fjodor Bondartschuk. Ein enger Unterstützer von Wladimir Putin und des Kremls.
In einer offiziellen Erklärung schrieb das ukrainische Außenministerium: „Woody Allens Teilnahme an der Moscow International Film Week ist eine Schande. Eine Beleidigung für das Opfer ukrainischer Schauspieler und Filmemacher, die von russischen Kriegsverbrechern in ihrem andauernden Krieg gegen die Ukraine getötet oder verletzt wurden.“
Weiter hieß es: „Indem Allen an einem Festival teilnimmt, das Putins Unterstützer und deren Stimmen zusammenführt, verschließt er die Augen vor den Gräueltaten, die Russland seit nunmehr elf Jahren täglich in der Ukraine begeht. Keiner darf Kultur benutzen, Verbrechen reinzuwaschen. Oder als Propagandainstrument benutzen. Wir verurteilen Woody Allens Entscheidung, Moskaus blutiges Festival mit seiner Ansprache zu segnen, aufs Schärfste.“
Allens Rechtfertigung
Ein Sprecher des Regisseurs reagierte nicht auf eine Anfrage des RoOLLING STONE. Gegenüber der AP erklärte Allen jedoch: „Was den Konflikt in der Ukraine betrifft, so glaube ich fest, dass Wladimir Putin völlig im Unrecht ist. Der Krieg, den er verursacht hat, ist entsetzlich. Aber egal, was Politiker getan haben – ich halte es nie für einen guten Weg, künstlerische Gespräche abzubrechen.“
Berichten zufolge sprach Allen bei seinem Panel über seine Wertschätzung für das russische Kino sowie über frühere Reisen nach Russland und in die Sowjetunion. Zudem habe er „nur gute Gefühle für Moskau und St. Petersburg“ geäußert, so russische Medien, wenngleich er keine Pläne habe, dort einen Film zu drehen.
Hollywood-Deals und Skandale
Allens letzte zwei Filme entstanden in Europa mit internationaler Finanzierung. Seinen jüngsten Hollywood-Deal hat Amazon nach Missbrauchsvorwürfen beendet. Allen wurde vorgeworfen, seine Adoptivtochter Dylan Farrow im Alter von sieben Jahren sexuell missbraucht zu haben. Er selbst bestreitet dies. Man hat ihn in zwei Untersuchungen entlastet. Der Streit mit Amazon endete in einem außergerichtlichen Vergleich.