Songwriter wanted

Die Selbsterkenntnis: Jeff Healey spielt seit zwölf Jahren das Gleiche

Ohne seinen Pressesprecher geht Jeff Healey nirgendwo hin. Nicht ins Studio, nicht auf die Bühne und zum Interview erst recht nicht. Der Mann heißt Joe Rockman. Er spielt in Jeffs Band seit gut zwölf Jahren den Bass, er leitet seinen blinden Freund über die Bühne, und er steht den Journalisten Rede und Antwort, weil Healey selbst nur höchst selten mehr als ein Halbsatz einfallen will. Interviews mit dem kanadischen Wundergitarristen sind eigentlich immer Interviews mit Joe Rockman.

Schade nur, dass der Sympath seinen Bandleader zum Idol erklärt und jeden seiner Töne über den grünen Klee lobt. Da hören wir dann von einem Virtuosen, „der ein komplettes Symphonie-Orchester leicht ersetzen kann“ und außerdem über „eine Bandbreite verfügt, die fast die gesamte, bekannte Musik abdeckt. Jeff kann spielen, wovon andere nicht einmal träumen.“ Was ja unschwer nachzuprüfen sei, da doch das neue Album „Get Me Some“ ganz eindeutig „Jeffs bisher bestes ist“. Jeff nickt in solchen Momenten stumm oder murmelt: „Ich spiel‘ doch seit zwölf Jahren das Gleiche.“

Was nicht so ganz richtig ist, weil er nach seinem sehr blueslastigen Debüt „See The Light“ immerhin später mal gerappt und ein bisschen Jazz in seinen Songs untergebracht hat. Was aber doch stimmt, weil zwar seine Stimme jetzt nicht ganz überraschend ein wenig rauher klingt denn einst, der Gitarrist Healey aber nach wie vor die altbekannten Soli streut und sich beharrlich weigert, weniger als Dreiviertel seiner Songs selbst zu schreiben. Und genau da liegt der Hund begraben.

Wäre der Joe ein noch besserer Freund, dann würde er dem Jeff mal das Knie tätscheln und ihm ein bisschen auf die Sprünge helfen. Er könnte die Wahrheit ja nett verpacken. „Hey, Jeff, lass mal ein paar Dollar für ’nen Songwriter springen! Und dann, Jeff, machen wir mal so ein richtig rundes, gutes Album! Jeff, glaub’s mir, du kannst das!“

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