Spätes Lob der Fröhlichkeit

Nach Zerwürfnissen mit Plattenfirmen und der Ernennung zur Laienpriesterin versucht es Sinead O'Connor nochmals mit der Karriere

Kaum verändert hat sie sich, die mittlerweile 33-jährige und von der „Sun“ einst als „glatzköpfiger Todesengel“ bezeichnete Sinead O’Connor, die nach sechs Jahren (in der Zwischenzeit erschienen 1997 lediglich die EP „Gospel Oak“ und eine Best-Of-Collection) den neuen Longplayer „Faith And Courage“ vorstellt und – entgegen ihrer vor fünf Jahren ausgesprochenen Weigerung, keine Interviews mehr zu geben – auch noch darüber redet. Dies allerdings nur in ihrem Wohnort Dublin. Denn es gilt inzwischen, zwei Kinder zu versorgen, und demzufolge richtet sich auch die Zeiteinteilung der Interviews ziemlich streng nach den Bedürfnissen der Sprösslinge. Müßig zu erwähnen auch der Hinweis von Plattenfirma und Promoterin vor Ort, dass die sensible Irin nur über ihr aktuelles Album und nicht über ihre bewegte und durch zahlreiche Schicksalsschläge gekennzeichnete Vergangenheit oder ihr Privatleben reden möchte.

„Ich war nie wirklich weg und es lagen ja auch allenfalls zweieinhalb bis drei Jahre zwischen meinen Veröffentlichungen. Deshalb betrachte ich „Faith and Courage“auch nicht als ein Comeback.“ Eine Überraschung stellen die 13 neuen Songs jedoch zweifellos dar, glänzt die Auflistung der Produzenten doch mit Namen wie Wyclef Jean, Kevin Briggs (Mariah Carey, TLC, Destiny’s Child), Marius De Vries (Björk, Madonna), Brian Eno und Eurythmics-Mastermind Dave Stewart. Mit der Vermutung, Sinead wolle sich nach den äußerst fragilen und verwundbaren Alben „Universal Mother“ und „Gospel Oak“ dem Mainstream annähern, liegt man gar nicht mal so falsch: “ Ich muss sogar in gewisser Weise dem Mainstream folgen, um im Business zu überleben und meiner Plattenfirma auf halbem Wege entgegenzukommen. Ich kann Pop-Songs schreiben, und es macht mir Spaß. Warum sollte ich es nicht tun?“ Auf den ersten Blick scheinen aut „Faith And Courage“ die kontemplative Traurigkeit und Ernsthaftigkeit, die Sineads bisherige Alben auszeichnete, tatsächlich zu fehlen, doch diesbezüglich hat die Frau, die von „Universal Mother“ („Meine alte Plattenfirma hat sich einen Dreck darum gekümmert, was ich mache“) immer noch eine veritable Million verkaufte, durchaus Gutes zu berichten: „Ich bin durch eine schreckliche Zeit der Trauer gegangen, die ich meinem ärgsten Feind nicht wünsche. Doch unter all der Trauer steckte immer auch eine fröhliche Person, und so möchte ich nun auch zeigen, dass es mir besser geht Ich bin nicht dieser Marianne-Faithfull-Typ, der möchte, dass die Hörer sich daran erfreuen, wie er leidet Oder schaut euch Bob Dylan oder Van Morrison an, große Künstler, aber glücklich sind sie nicht geworden.“ Spätestens jetzt kommen Erinnerungen an das letzte Jahrzehnt auf: Sinead, wie sie im Video zum Prince-Coversong „Nothing Compares 2 U“ Och ärgere mich nicht darüber, dass viele Leute mich nur daher kennen. Ohne diesen Song wäre meine Karriere nicht so gut verlaufen“) zum herzergreifenden Nellee-Hooper-Arrangement Tränen vergießt Wie sie in „Saturday Night Live“ ein Bild des Papstes zerreißt Wie Kris Kristofferson die ausgebuhte, am Boden zerstörte Sinead beim Dylan-Tribute im Madison Square Garden von der Bühne geleitet Vergessen. „Ich denke nicht oft daran. Ich bereue auch nichts. Vielleicht würde ich es heute, mit 33, etwas anders machen. Damals war ich jung.“ Heute ist sie glücklich in den Schoß des Katholizismus heimgekehrt.

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