Station To Station

Was hat die HiFi-Zunft eigentlich getrieben, als es den iPod noch nicht gab? Sie muss sich gelangweilt haben. Jetzt rotiert sie um so mehr: Die Welt verlangt rastlos nach neuer Peripherie für den Apple-Knirps.

Seit die kleine Jukebox über uns kam, ist nichts mehr, wie es einmal war. Dass beinahe jede tönende Gerätschaft einen Docking-Anschluss für den iPod hat, ist ja nur ein Teil der erstaunlichen Phänomene. Ebenso bemerkenswert ist die Vielfalt neuer Formen und Ideen, die der Digitalzwerg inspiriert hat. Jede Quartalsbilanz zeigt es aufs Neue, so auch diese hier: Röhrenfreaks, ursprünglich allem Digitalen schon weltanschaulich abhold, zögern nicht, die Meriten ihrer heißen Kisten dem coolen Player angedeihen zu lassen. Koreanische Konfektionäre gemeinden den iPod ins Heimkino der Generation Blu-ray ein. Die großen Unternehmen der Unterhaltungselektronik verpacken ihre iPod-tüchtigen HiFi-Anlagen als Osterei, UFO oder Kubus im Bauhaus-Stil, ganz so, als hätten sie es täglich mit den Juroren internationaler Design-Awards zu tun. Langeweile jedenfalls will so nicht aufkommen. Und alte Ideologien sind am Ende: Der iPod vereint sie alle – die röhrengläubigen Analog-Prediger, die Protagonisten der audiovisuellen Konvergenz und die Lieferanten des designverliebten Bildungsbürgertums.

FL Audio, ein britischer Spezialist für Studio-Elektronik, hat das Wohnzimmer entdeckt. Dort, so findet er, sollten Röhren den Ton angeben, um dem Digitalo iPod ein eher warmes, analoges Sound-Flair angedeihen zu lassen. Ein eigener Name für diesen Geschäftszweig war schnell zur Hand: Fat Man heißen die iPod-Veredler (www.fat-man.co.uk). Der zweitdickste Kerl der röhrenden Truppe, iTube 452 genannt und 2000 Euro schwer, arrangiert neun glimmende Glaskolben zu einem zweimal 45 Watt starken, souverän klingenden Vollverstärker, der über eine separate Docking-Station den Kontakt zum iPod herstellt.

Amerika hat es schon, das runde iPhone-Utensil SBD7OOO von Philips, Kostenpunkt: rund 120 Dollar. Hierzulande kommt der Rundling erst in den nächsten Wochen in die Händlerregale. Der Preis steht noch nicht fest, sicher ist aber, dass die pfiffige Schallhilfe auch in der alten Welt viele Freunde finden wird. Im Inneren der tönenden Untertasse sitzen von einem Digitalverstärker gespeiste Lautsprecher, die dem iPhone eine kräftige Stimme verleihen. „Dynamic Bass Boost“ sorgt noch für eine Extra-Portion Bass. Soll Apples Multimedia-Talent Videos abspielen, dreht man es einfach um 90 Grad. Der Klang passt sich dann speziell an die Film-Wiedergabe an. Für den Strom sorgt ein Netzteil, unterwegs liefern Batterien die nötige Energie.

iPod und Heimkino – nach den Vorstellungen von LG sind das zwei Welten, die zusammenwachsen, weil sie zusammengehören. So rüstet der Hersteller die Elektronik-Zentrale seiner jüngsten, HB954PB genannten Blu-ray-Komplettanlage mit einer Dockingstation für Apples Jukebox aus. Samt schlanken, elegant gestalteten 5.1-Kanal-Lautsprechern kostet die Anlage um 1000 Euro.

Sony pflegt das Kastendenken: Die zierliche Musikanlage ZlOOiR entfaltet mit ihrer schnörkellosen Kantigkeit und ihrem großen Display, das zugleich als Sensor-Tastenfeld dient, einen ganz eigenen Charme. Neben dem iPod-Dock bietet das Set ein CD-Laufwerk, ein Radio und eine USB-Schnittstelle für MP3-Musik. Die Anlage ist in Schwarz und in Weiß für 330 Euro zu haben.

Dem amerikanischen HiFi-Spezialisten Harman Kardon liegen eher die rundlichen Formen. Die ovale Kompakt-Anlage MS 1OO jedenfalls gibt sich konsequent windschlüpfrig. Im Inneren sitzen mit zweimal 30 Watt befeuerte Lautsprecher, ein CD-Player und ein UKW-Radio. Der iPod nimmt über ein separates Dock Kontakt zur Anlage auf. Das Musik-Oval hat einen speziellen Video-Ausgang, der bewegte Bilder aus dem iPod an einen Fernseher weiterleiten kann. Der Preis: um 700 Euro.

Fat Man hat neben seinen Röhren-Dickschiffen auch kleine, feine iPod-Stationen zu bieten, etwa die Carbon Edition II. Der Verstärker stützt sein Wirken nur zur Hälfte auf Röhrentechnik: Zwei der eingebauten Glaskolben bedienen lediglich die Vorverstärkerstufe, das dritte Röhrenexemplar fungiert als grün schimmerndes magisches Band zur Pegelanzeige. In der zweimal 25 Watt starken Leistungsabteilung arbeiten dagegen Transistoren. Der schmucke Kasten klingt frisch und lebendig, der Preis liegt bei 390 Euro.

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