Stein

König Zucker fuhrt ein trauriges Regiment. Tod überall, Elend, Sinnlosigkeit, unerfüllte Sehnsüchte und selbst positive Gefühle kommen dramatisch daher, als wären sie eben einer opulenten „Hamlet“-Aufführung entsprungen. „König Zucker“ heißt das jüngste Album von Stein – einem Projekt, in dem die einstigen Rainbirds Katharina Franck und Ulrike Haage, vor allem aber ein gewisser Frank Martin Richter das musikalische Zepter schwingen. Als F.M. Einheit ist Richter immer gern bereit, musikalische Ansätze kurz und klein zu schlagen – zum Ruhm der Kunst und zur Freude aller Musik-Freaks mit einer Schwäche für Ungewöhnliches und starken Nerven. „Stein“, sagt Einheit, „bedeutet für uns etwas Grundsätzliches. Das Wort drückt etwas Sperriges aus, das im Sein zu Kraft Gewordene.“ Nein, leicht will er es seinen Jüngern nicht machen.

Für ihre Platten bekamen die Steinwerker reichlich Lob – zum Teil aus überraschender Richtung. „Haut voll rein!“ jubelte „Bravo“, als die drei 1992 auf alles einschlugen, was irgendwie vor ein Mikrophon zu zerren war. „Wir sprechen sicher kein Rock-Publikum an“, grinst Einheit, „aber auch nicht nur die Intellektuellen.“ Auch auf „König Zucker“ spielen sie auf einem Mellotron, auf Holzpfählen, mit Zuckerstreuseln, Akkordeon, Einkaufswagen, Fliegenfalle. Da klingt das Requiem für den Dramatiker Werner Schwab fast bieder. „Y“ heißt es, und zu fiepsenden Synthesizer-Sounds verliest Einheit eine Passage aus Schwabs „Abfall Bergland Cäsar“. Die zurückhaltende Hommage ist ein schöner Kontrast zur Uraufführung von Schwabs letztem Stück „Mariedl/ Antiklima(x)“, das die Hamburger Kampnagel-Halle in Bühnenblut tauchte. Die Konfrontation ist auch vor Theater-Publikum denkbar, denn „wir spielen gezielt in Theatern – das verstärkt den Effekt unserer Musik“.

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