Und noch immer dreht sich die Welt auf 45rpm

Wie in jedem Jahr drehten sich etliche Dutzend fabelhafter neuer Platten mit 45rpm, nicht zuletzt natürlich die vielen ungestüm überwältigenden, selbstgewiss auftrumpfenden oder sonstwie nach Aufmerksamkeit schreienden, jedenfalls überaus vielversprechenden Debüts: Ampersand, Dark Horses, Palma Violets, Making Marks, Savages, Elle King, White Woods, Willy Moon, The Method oder The Above, um nur wenige zu nennen. Neue Bands und ihre ersten Singles, ein ewiger Born der Freude. Etabliertere wie Fear Of Men, Veronica Falls und Tender Trap wussten ebenso mit Singles zu begeistern wie Tally Ho! und Simon Joyner & The Ghosts. LeaLea Jones übertraf mit beiden Seiten ihrer aktuellen 45er auch hohe Erwartungen, The Rolling Stones hingegen geizten mit einer Seite. Dabei hätten sie doch über zwei famose Tracks verfügt. Eine abstruse Portionierung, die profitabler sein mag, indes einen schalen Geschmack hinterlässt und hoffentlich nicht Schule machen wird. Flipsides sind immerhin das halbe Vergnügen.

Auf der anderen Seite des Produktivitätsspektrums brach Bonnie, Prince‘ Billy mit permanentem Nachschub auf 7-, 10- und 12-Inch wahrscheinlich den eigenen Rekord. Seine Doppel-7-Inch mit Mariee Sioux gehört zum Schönsten, das der Unentwegte je zuwege brachte, seine 10-Inch „Hummingbird“ ging kaum weniger zu Herzen. Auch diverse großartige EPs werteten das Musikjahr auf, stellvertretend seien nur jene von The Yearning, Daughter und Rayographs genannt. Allesamt Highlights, überstrahlt nur von den Singles eines Künstlers, für den die Vergegenständlichung analoger Aufnahmen auf 7-Inch-Vinyl das absolute Optimum bedeutet: Van Dyke Parks. Vier 45s veröffentlichte Parks in den letzten zwölf Monaten, nicht nur musikalisch und klanglich superb, sondern auch mit exquisitem Sleeve-Artwork ausgestattet. Das bewegendste und faszinierendste dieser Gesamtkunstwerke und somit 5-Sterne-Single des Jahres ist „Black Gold“, ein fesselnd fatalistisches Epos über Naturzerstörung und anderes menschengemachtes Elend, in wohlgesetztem Versmaß, zu dräuender Orchestrierung.

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