Stephen King: Das sind die 13 Lieblingssongs des Gruselmeisters

Der Bestseller-König steht auf harten Rock. Und auch auf „Saturday Night Fever"

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Erst jüngst teilte Horror-Großmeister Stephen King der Welt und seinen Millionen Fans mit, welche Spielfilme er im Alltime-Votum schätzt. Über Social Media verkündete er seine Kintopp-Top-10, ohne allerdings ein internes Eins-bis-zehn-Ranking vorzunehmen. Er hat all diese Klassiker gleich lieb.

Diese Spielchen mit der Liste gefiel offenbar der Hard-und-Heavy-Plattform „Ultimate Classic Rock“ (UCR) so sehr, dass die Redaktion eine Top-13-Hitparade vorgenommen hat; basierend auf Kings Statements und Einlassungen zum Oberthema Popmusik.

Bereits in seinem ersten Roman „Carrie“ aus dem Jahr 1974 kommt etwa Bob Dylan ins Spiel. King erwähnt ihn mehrfach. „In diesem Buch“, erläuterte er später, „wird eine Seite in einem Schulheft von Carrie White (die Protagonistin, Anm. d Autors) erwähnt, auf der eine Zeile eines berühmten Rockpoeten der 1960er Jahre wiederholt notiert wurde; als wäre es ein Ausdruck der Verzweiflung.“

AC/DC ganz vorne

Besagte Strophe stammt aus dem Song „Just Like a Woman“. Dort heißt es, frei übersetzt: „Niemand muss erraten, dass dieses Baby nicht gesegnet sein kann. Bis sie endlich sieht, dass sie wie alle anderen ist.“

Seit seinem Debütroman schreibt King bekanntlich ununterbrochen Bücher, in deren Umfeld es immer musikalisch zugeht. Ganz offensichtlich ist dem Rock ’n‘ Roll zugeneigt. Im weitesten Sinne. Auf 13 explizite Verweise ist das „UCR“-Team gestoßen. Es ist davon auszugehen, dass es noch viele mehr gibt.

2015 war King etwa zu Gast in der BBC 6-Radiosendung „Paperback Writers“. Hier brachte er eine ganze Liste von Songs mit, darunter „Stiff Upper Lip“ von AC/DC.

Er bezeichnete die Australier als „die beste Rock- und Blues (!!)-Band aller Zeiten“. Im selben Jahr zitierte King den Song im Vorwort zu seinem Kurzgeschichten-Band „The Bazaar of Bad Dreams“, AC/DC-Lyric, auf Deutsch etwa: „Ich schieße aus der Hüfte und halte die Oberlippe steif.“

Auch „Anarchy in the U.K.“ von den Sex Pistols weiß zu gefallen. Fundstelle ist das Buch „Pet Sematary“, in dessen Verfilmung der gleichnamige Ramones-Track eine Hauptrolle spielt. Punkrockmusik ist. „Anarchy in the U.K.“ wiederum stand auf sein BBC–Liste.

Auf die Frage nach der „Lieblingsband aller Zeiten?“, schrieb King einmal in einem „Ask Me Anything“-Thread auf der Debatten-Plattform Reddit. „Wahrscheinlich Creedence Clearwater Revival.“ Auf seiner BBC-Liste setzte King „It Came Out of the Sky“ vom Album „Willy and the Poor Boys“ von 1969. CCRs „Bad Moon Rising“ wird in Kings „The Shining“ zitiert. Eine semi-subtile Vorwegnahme der Ereignisse, die sich letztendlich in diesem Stoff entfalten sollten.

Beatles oder Stones?

Bei den Allergrößten der Pop-Historie nennt er einen eher randständigen Titel .„Eine der Fragen, die einen Menschen definiert, lautet: ‚Beatles oder Stones?‘“, sagte er in der BBC-Sendung. Hier lautete die Kings Antwort „Stones“, insbesondere der Song „Dance Little Sister“ vom Album „It’s Only Rock ’n Roll“ von 1974.

Es folgte John Mellencamp. King erwähnte ihn 2011 auf einer Pressekonferenz, im Zuge der Musical-Premiere „Ghost Brothers of Darkland County“ von Mellencamp, bei der King auf Wunsch eine Art Consigliere-Rolle übernahm. Er nannte „Pink Houses” 2015 als einen seiner Lieblingssongs. Boss Bruce Springsteen wird mit „Ramrod“ (aus „The River“) ziert.

Im Jahr 2000 veröffentlichte King das Sachbuch „On Writing: A Memoir of the Craft“, in dem er seine eigenen Erfahrungen als Autor beschrieb und einige Tipps für diejenigen gab, die ebenfalls diesen Weg einschlagen wollten. „Die Handlung sollte für sich selbst sprechen können“, riet er darin, „daher sollten Adverbien nicht notwendig sein, wenn der Satz gut formuliert und die Idee gut erklärt ist.“ Dieselbe Idee könnte auch auf einen von Kings Lieblingssongs der Beatles zutreffen: „She Loves You“.

„Von allen Beatles-Songs scheint mir dieser meiner Meinung nach über die Jahre hinweg am besten zu mir gekommen zu sein“, sagte er gegenüber der BBC. „Wenn ich ihn heute höre, klingt er für mich immer noch genauso frisch wie damals, als ich ihn mit etwa 16 Jahren zum ersten Mal hörte. Er geht einfach unter die Haut, hat nur eine einzige Botschaft und bringt diese auf den Punkt.“

In der weiterer Auswahl der „King Hall of Music Fame“

  • „Desolation Row“, Bob Dylan
  • „Middle of the Road“, Pretenders
  • „The Bug“, Dire Straits
  • „Diamonds and Rust“, Judas Priest
  • „California Stars“, Billy Bragg und Wilco
  • „I Summon You“, Spoon

„Letztendlich lassen sich die besten Songs nicht erklären oder analysieren“, sagte King 2005 gegenüber dem Fachblatt „Entertainment Weekly“.

„Ich habe diesen Spoon-Song 2005 rauf und runter gespielt – auf meinem Computer, meiner Stereoanlage und in meinem Truck. Ich habe ihn nie verstanden, wurde nie müde, ihn zu hören, und bekam jedes Mal Gänsehaut bei der Zeile ‚I summon you here, my love‘. Für mich war das der Sommer 2005. Ich glaube, wir alle sollten jemanden haben, der uns ab und zu ruft.“

Diese Liste wäre allerdings unvollständig ohne die Erwähnung, dass King trotz seiner Rocker-Aura auch ein Fan von „Disco“ ist, insbesondere von den Bee Gees.

„In den 1970er Jahren hatte ich viele Auseinandersetzungen mit Rock-Puristen, die Disco absolut hassten“, sagte er gegenüber der BBC. „Ich dachte mir: ‚Wenn die Leute mich hassen und meinen Musikgeschmack herabsetzen wollen, muss ich damit leben und heiße Tränen der Scham in mein Kissen weinen.‘ Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich einen der Disco-Songs der Bee Gees auflegen, aber das ist eine andere Geschichte.“

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.