Sziget Festival 2014: Von allen Seiten dröhnt der Sound

In diesem Jahr fand die 22. Ausgabe des Sziget Festival auf der Óbudai-Donauinsel in Budpest statt. Auf den Wegen liegen erstaunlich wenige Partyleichen. Dafür erwartet den Besucher eine Feen-, Steampunk- und Hippiefantasiewelt

Da rollt ein Nilpferd mit weit aufgerissenem Schlund auf vier Rädern daher, und sein Reiter macht mit der Kazoo zwischen den Lippen einen Wahnsinnslärm. Nebenan steht ein Feuer speiender Aluminium-Drache, der von Rittern in Schach gehalten wird. Und natürlich dröhnt von allen Seiten Sound. Klassische Festival-Kakophonie.

Beim Sziget Festival in Budapest findet man nicht einmal Ruhe, wenn man bis zum Parlamentsgebäude die Donau hinunter geht. Während einer Woche im August wird die Óbudai-Donauinsel zum größten und abgefahrensten Spielplatz Europas.

Die Veranstalter des Sziget betonen gerne, wie sehr ihnen das Ambiente am Herzen liegt. So waren es nicht große Headliner, die das Festival auf eine Zahl von über 400.000 Besuchern während der ganzen Woche hat wachsen lassen. 2014 wurden der Rekord gebrochen, alle Festivalpässe ausverkauft, und allein der Donnerstag war mit 85.000 Besuchern komplett ausgebucht.

Wer sich nach dem Konzertprogramm richtet, wird eine Feen-, Steampunk- und Hippiefantasiewelt verpassen, wie sie sich kaum ein anderes Festival leistet. Gegenüber der Hauptbühne steht ein Riesenrad, daneben eine Bar, die in zehn Metern Höhe bedient und für die weniger trinkfreudigen mit Todestrieb eine Bungee-Jump-Vorrichtung. Aber man beschränkt sich nicht auf Vergnügungspark-Qualitäten. Da ist zum Beispiel das Colosseum, ein aus Holzpaletten gebautes Amphitheater, das aussieht wie Kevin Costners Fort in „Waterworld“. Oder das Luminarium, eine aufblasbare Kaugummi-Welt, die nachts zum Farbtraum wird, der Halluzinogene unnötig macht. Und der Chill Garden, den man nur ohne Schuhe betreten darf. Apropos Drogen: auf den Wegen liegen erstaunlich wenige Partyleichen.

Wiederholt auf gewissen Ähnlichkeiten mit dem Burning Man Festival angesprochen, gibt der Sziget-CEO Karoly Gerendai zu, man sei von der Arbeit der amerikanischen Kollegen angetan und stehe miteinander in Kontakt. Fruzsina Szép, Programmchefin, kann nicht häufig genug betonen, wie sehr es beim Sziget um „freedom, fun“ und „food for your heart and soul“ gehe. Aber am Ende des Tages steht und fällt doch alles mit dem Geld. So hat man dieses Jahr die Roma-Bühne abgeschafft und mit Afro-, Latin- und Hungaricum-Programm zur World Village Stage zusammengezogen. Angeblich fehlte das Geld, um diesen Sparten eine eigene Bühne zu geben und das Interesse des Publikums sei zu gering gewesen – darauf angesprochen zeigen sich allerdings die meisten Festivalfans enttäuscht.

Wenig überraschend sind es trotz Peace & Love-Mentalität die grossen Kommerz-Knaller, die die Meute im Griff haben: Macklemore & Ryan Lewis am Donnerstag und die unkaputtbaren Prodigy am Samstagabend.

Das sichere Händchen der Veranstalter und der gelungene Spagat zwischen künstlerischem Hippietum und Kommerz lassen das Sziget Festival zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Das Lineup des Sziget Festival 2014: The Prodigy, Madness, Korn, Kelis, Manic Stree Preachers, Stromae, Skrillex, Lily Allen, Cee Lo Green, The Kooks, Jake Bugg, Queens of the Stone Age, La Roux, Die Fantastischen Vier, Bombay Bicycle Club, Miles Kane, Casper, NOFX, Klaxons, Triggerfinger, Darkside, Fink, Jagwar Ma, Bonobo uvm.

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