Tatooine und die dunkle Bedrohung des Darth Vader

Die Polizei sucht einen Tunesier als Fahrer des Berliner Terror-Lkw. Der mutmaßliche Täter kommt aus der Stadt, die als Vorbild des berühmtesten Orts der „Star Wars“-Saga diente. Von Hanns-Georg Rodek.

Dieser Artikel erschien zuerst auf welt.de am 21.12.2016.

Unter dem Fahrersitz des Anschlag-Lkw vom Berliner Breitscheidplatz fanden die Ermittler ein amtliches Dokument, scheinbar eine Duldungsbescheinigung. Es ist auf einen tunesischen Staatsbürger namens Anis A. ausgestellt, geboren 1992 in der Stadt Tataouine.

Mehr zum Thema
Gareth Edwards :: Star Wars: Rogue One

Anis A. wäre demnach fünf Jahre alt gewesen, als eine dunkle Bedrohung in seine Heimatstadt kam. Vom Juni bis September 1997 wurde „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ gedreht, und der Sternenkriegstross machte auch in Tataouine Halt.

Mehr zum Thema
Das ultimative „Star Wars“-Quiz: Testen Sie Ihr Wissen!

Lesen Sie auch: Tataouine, die Dschihadisten-Stadt des Anis A.

Es war sozusagen die verspätete Umsetzung einer allseits vermuteten Tatsache. Zu dem Expertenwissen eines „Star Wars“-Fans gehört, das Tatooine der Herkunftsplanet von Anakin und Luke Skywalker ist, ein ziemlich öder Wüstenort. Abseits wichtiger Handelsrouten ist er ein Zufluchtsort für Schmuggler, Kriminelle und Leute, die nicht gefunden werden wollen. Es ist der berühmteste Planet des „Star Wars“-Universums, und Bilder von Luke, wie er einen tatooinischen Sonnenuntergang betrachtet, gehören zu den berühmtesten der gesamten Saga.

Der berühmteste Planet des „Star-Wars“-Universums

Nun wurde der erste „Krieg der Sterne“ zwar an verschiedenen Orten in Tunesien gedreht, allerdings nicht in Tataouine. Doch George Lucas fand den Namen der abgelegenen Provinzstadt offenbar cool, anglisierte ihn ein wenig und machte ihn zu einem der berühmtesten aller fiktiven Orte.

databank_podracer_01_169_89a8621d

 Bis die Wirklichkeit die Fiktion einholte, dauerte es 20 Jahre; die „Episode 1“ campierte wirklich in Tataouine. Seitdem kamen jeden Tag Dutzende von Fans aus aller Welt in die frühere französische Militärbasis; genauer gesagt: in das 20 Kilometer entfernte Dorf Ksar Ouled Soltane mit seinen einzigartigen Speicherkammern aus Stampflehm, wo früher Karawanen auf den Handelswegen vom Norden gen Süden ihre Waren kühl und sicher lagerten.

Mit dem friedlichen „Star Wars“-Tourismus war es voriges Jahr vorbei, als in der Gegend Waffenlager gefunden wurden; anscheinend wurde Tataouine von IS-Kämpfern benutzt, die auf dem Weg von Ausbildungscamps in Libyen (nur 60 Kilometer östlich) Zwischenstation machten. Tunesien ist nicht mehr das Land, in dem die Episoden eins bis drei entstanden. Damals gab es dort sichere Badestrände, einen für Westler vorteilhaften Wechselkurs und eine stabile Diktatur, die einen Deckel auf allem hielt. Nun ist der Deckel weggesprengt, und wenn die deutschen Behörden den Richtigen jagen, ist die dunkle Bedrohung eines Darth Vader bei uns angekommen.

20th Century Fox /Lucasfilm LTD
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates