Teamgeist statt toupierter Haare

Nach ihrem Tourkoller fangen Reef wieder von vorne an - leider mit altmodischem Macker-Rock

Nicht schlecht für lau: Im Rahmen des alljährlichen „Rockspektakels“ beschallten gleich eine ganze Reihe interessanter Bands an drei Tagen die Hamburger Innenstadt. Höhepunkt des Sonntags sollten Reef sein, und während sich noch Madrugada mit ihren gekonnten Faulheiten als urbanes Klangmöbel verdingten, kickten die englischen Rocker zum Zeitvertreib einen Fußball über den Rathausmarkt – zumindest in dieser Disziplin konnte das Quartett dank eines ausgeprägten Teamgeistes daheim schon so illustre Kollegen wie Oasis schlagen.

Eben diesen Teamgeist, so berichtet das Bandinfo , hatten Reef für einige Zeit verloren. Es ist die Rede von Krisen, Tourkollern, Nervenzusammenbrüchen gar. Waren Reef am Ende? „Der beste Moment auf der letzten Tour“, erinnert sich Gitarrist Ken, „war wohl der, als die anderen mir die Whiskeyflasche wegnahmen.“ Alkohol, Chemikalien und das ewige Miteinander beendeten jäh das Hochgefühl der ersten unbekümmerten Jahre als Rockstars. „Wir mussten uns neu zusammenraufen“, resümiert Sänger Gary Stringer, „aber im Gegensatz zu anderen Bands sind wir an dieser Hürde nicht gescheitert. Immer wenn Gary einen seiner Meinung nach trefflichen Satz sagt, reckt er die Arme mit kämpferischer Miene in den Himmel und unterstreicht das Gesagte mit gutturalen Lauten. Kollege Ken bestätigt ihn mit Applaus und „yeah, man“ – der Teamgeist ist wohl wiederhergestellt.

Passend zum neuen Selbstbewußtsein gefällt sich das Album „Getaway“ mit kräftigem Macker-Rock bar jeder Introversion. Reef feiern Hardrock-Riff um Hardrock-Riff ab, verzichten zugunsten einer poppigen Produktion auf die Spur Blues und Rotz, die sie daheim berühmt machte, und klingen beizeiten so, als wollten sie den Rock der toupierten Haare von Extreme oder Van Halen ins neue Jahrtausend retten. „Wir wollten ein knackiges, frisches Album“, reagiert Ken leicht angefasst auf den Vergleich, „mit dem Hardrock der 80er Jahre haben wir wirklich nichts am Hut“ – „Yeah, man“, sagt Gary.

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