Texas-Tornado

ANN DAS GUT GEHEN? EIN schottischer Sturkopf, der schon bei seiner Band Del Amitri immer das letzte Wort haben wollte (und nebenbei Hits wie „Nothing Ever Happens“ schrieb), geht nach Texas und begibt sich in die Hände des Produzenten Mike McCarthy (Trail Of Dead, Spoon, Craig Finn), der auch noch bei der Songauswahl mitreden will. „Zuerst fand ich es schrecklich, Kontrolle abzugeben, und tobte innerlich. Ich habe dauernd Vorschläge gemacht, und die meisten wurden von diesem Rüpel ignoriert! Aber er hatte ja recht, man muss auch mal ein Risiko eingehen -und die Instrumentierung ist stark geworden.“ McCarthy besorgte ihm gute Musiker, starke Popsongs hatte der 48-Jährige ohnehin zuhauf.

Die meisten Stücke seines dritten Soloalbums, „Lower Reaches“, schrieb er während ein paar einsamen Wochen auf der Hebriden-Insel Skye: „Meine Freundin schätzt es nicht, wenn ich um vier Uhr morgens auf dem Klavier herumhämmere, also habe ich mich zurückgezogen.“ Das Handy hatte er zu Hause gelassen, der nächste E-Mail-Anschluss war 40 Minuten Fahrtzeit entfernt. Nachts hörte er stundenlang Musik, tagsüber dachte er sich Melodien und Texte aus.

Die meisten seiner Lieder handeln von Liebe, Sterblichkeit und Musik, sagt Currie. Das schwierigste Thema ist die Liebe, natürlich. Zumal Currie dazu tendiert, gemein zu werden -man höre sich nur das Stück „On My Conscience“ an. „Man will ja nicht dauernd den gleichen Scheiß schreiben, den man schon in den 80er-Jahren geschrieben hat, sondern eine andere Perspektive finden. Aber ich übertreibe es manchmal. Wenn Bob Dylan fies wird, hat er immer noch eine gewisse Empathie. Ich bin dann einfach nur fies.“ Doch Currie ist auch witzig -was man unter anderem auf seiner Website sehen kann, die Rubriken wie „Hölle“, „Quatsch“ und „Beschwerden“ beinhaltet. Currie nimmt sich selbst nicht allzu ernst, seine Musik allerdings schon. „Ich will, dass meine Lieder gehört werden, ich bin kein Snob. Aber ich weigere mich, dafür stundenlang vorm Computer zu sitzen und Social-Media-Plattformen zu bedienen. Das ist unter meiner Würde -nicht als Musiker, sondern als Mensch. Ich habe wirklich Besseres zu tun.“ Die nächsten Lieder warten schon darauf, geschrieben zu werden.

„Dylan hat immer noch eine gewisse Empathie. Ich bin einfach nur fies“

WEITERHÖREN: Interview-O-Töne auf der ROLLING STONE-App

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