The Drums – Berlin, Lido

Widerwillig schleppt man sich zum Konzert. Dabei ist es einer dieser Abende, an denen man angeblich dabei sein muss. Aber gerade das ist ja das Problem: The Drums sind mit ihrem Hit „Let’s Go Surfing“ fröhlich pfeifend in den Durchlauferhitzer des Pop gesurft. Aufgetaut in den gut informierten Blogs, in der „Hype-Machine“ gegart, im „NME“ serviert und nun endlich auch in Deutschland auf dem (Platten-)Teller. Ihre „Summertime EP“ erschien vor einigen Wochen, das Album kommt im Sommer. Man will sie also hassen. Denkt sich mal wieder, dass das doch alles zu schnell geht.

Und dann das: The Drums sind klasse. Weil sie sich offensichtlich bewusst sind, wo sie da rein geraten sind. Und nun nicht brav Männchen machen, sondern den Erwartungen eine unkonventionelle Performance entgegenhalten. Jonathan Pierce wirkt und klingt wie Morrissey mit einem epileptischen Anfall, seine Arme rudern, schlagen um sich, verknoten sich. Kessler persifliert das Image des Indie-Beaus, indem er betont verführerisch die Tolle aus dem Gesicht streicht, das Hemd aufknöpft, sich gar die Brustwarzen reibt. Auch die Songs der Band gewinnen live ungemein: Der Bass mag vom Band kommen, aber Pierces klangvolle Stimme und das schön hallende Instrumentarium reißen das wieder raus. So schickt einen „Let’s Go Surfing“ in die Factory, „Submarine“ mit den Beach Boys in die Echokammer und „I Felt Stupid“ Hand in Hand mit Robert Smith in den Sonnenuntergang. So geht es fast eine Stunde weiter, bis man denkt: Man will sie hassen. Aber man sollte es nicht.

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