The Who: Mod’s Finest

The Who explodieren in London. Sommer 1964.

Alle Kumpels aus der Kunstschule waren gekommen, um die Who in diesem kleinen Club zu sehen“, erinnert sich Pete Townshend an den Tag, an dem er zum ersten Mal sein Instrument zertrümmerte. „Als ich probehalber so ein bisschen mit der Gitarre rumwedelte, brach auf einmal der Hals durch. Ein paar Leute kicherten, und ich dachte: „Mist, wenn das Ding sowieso hinüber ist, kann ich es auch gleich zu Klump hauen.“ Später machte er daraus eine Gewohnheit, die er selbst auf ein Interesse an „autodestruktiver Kunst“ zurückführt. Sie gab aber auch eine tolle Show ab. Beim nächsten Gig war der Club rappelvoll und die Menge hoffte auf eine Wiederholung. Townshend weigerte sich, aber Keith Moon, „der nicht außen vor bleiben wollte“, zerlegte dafür sein Schlagzeug.

Das war im Sommer 1964, und die Who, die damals noch die High Numbers hießen, spielten jeden Dienstag in einem schäbigen Pub namens „Railway Tavern“ in Harrow, einem Arbeiterviertel im Nordwesten Londons. Townshend, Sänger Roger Daltrey, Bassist John Entwistle und Moon spielten auf einer Bühne aus Bierkästen unter einer einzigen roten Glühbirne, in einem winzigen Raum voller perfekt gestylter, Pillen schluckender Teenager, die sich Mods nannten und in der Hauptstadt stilmäßig den Ton angaben. Townshend mit seiner Windmühlentechnik konnte kaum verhindern, dass der Hals seiner sechssaitigen Rickenbacker Bekanntschaft mit der Zimmerdecke machte.

Die Who waren alle Mods, und ihre Debüt-Single „I’m The Face“ – noch unter dem alten Namen und in derselben Woche veröffentlicht, in der die Band erstmals im „Railway“ auftrat – war eine der ersten Mod-Hymnen. Ein „face“, Kurzform von „ace face“, war der Typ, der die schärfsten Anzüge trug und die heißeste Vespa fuhr. Doch für die Mods, die ins „Railway“ pilgerten, waren die Who noch mehr: der Soundtrack zu ihrem eigenen Leben. „Mods sind nicht die Art Leute, die Gitarre spielen können“, erzählte Townshend 1968 dem ROLLING STONE, „deshalb war’s toll für sie, eine Band zu haben. Ich weiß, wie man sich als Mod unter zwei Millionen anderer Mods fühlt. Es ist unglaublich. Das ist meine Generation.“

Mit der Zeit lernte Townshend damit zu leben, dass manche Leute nur kamen, um ihn als Vandalen zu erleben: „Ich bin oft mit dem Gedanken auf die Bühne gegangen, heute haust du keine Gitarre kaputt, egal, was ihr davon haltet. Aber dann machte ich es doch. Es ist einfach eine spontane Geste, eine Performance, eine Aktion. Ein kurzer Augenblick, der nicht wirklich etwas zu bedeuten hat.“

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