Tom Petty: Die 50 besten Songs
Die 50 besten Songs von Tom Petty – mit Hintergründen zu Entstehung, Hits, Klassikern und Geheimtipps. Der definitive Leitfaden.
5. „Listen to Her Heart“
You’re Gonna Get It!, 1978
Petty wurde durch eine Geschichte, die ihm seine Frau Jane erzählte, zu „Listen to Her Heart“ inspiriert. Kurz nachdem das Paar nach L.A. gezogen war, fand sie sich auf einer Party wieder, die von der launischen R&B-Legende Ike Turner veranstaltet wurde. Als die Feierlichkeiten bis spät in die Nacht andauerten, schloss Turner die Türen seines Hauses von innen ab, damit niemand gehen konnte.
Petty verwandelte diesen seltsamen Vorfall in eine treibende, spannungsgeladene Hymne, die sich an einen Mann richtet, der keine Rücksicht auf die wahren Gefühle einer Frau nimmt. Der Song war die zweite Singleauskopplung aus You’re Gonna Get It! („Im Moment hängt alles von diesem einen Song ab“, sagte er 1978 gegenüber ROLLING STONE. „Und ich bin auf das Schlimmste vorbereitet.“)
Tatsächlich schaffte es „Listen to Her Heart“ nur auf Platz 59 der Single-Charts, vielleicht weil Petty darin direkt Kokain erwähnte, was er auf Wunsch in „Champagner“ ändern musste. „Welche Frau würde einen Mann wegen Geld und Champagner verlassen?“, sagte Petty damals. „Ich meine, Champagner kostet nur 4 Dollar pro Flasche.“
4. „Free Fallin’“
Full Moon Fever, 1989
Mit Ausnahme von „Stop Draggin’ My Heart Around“, seinem Durchbruch-Duett mit Stevie Nicks, ist „Free Fallin’“ der größte Hit in Pettys Karriere. Als er jedoch „Full Moon Fever“ zum ersten Mal bei MCA Records vorstellte, hörte das Label nicht nur keine Single, sondern weigerte sich sogar, das Album überhaupt zu veröffentlichen.
„Ich war fassungslos“, sagte Petty. „Es ist das einzige Mal in meinem Leben, dass eine Platte abgelehnt wurde.“ Wie die meisten Songs auf „Full Moon Fever“ entstand auch „Free Fallin’“ sehr schnell. Petty hatte das schimmernde Riff auf einem kleinen E-Keyboard geschrieben. Und die Texte improvisierte er im Studio für Produzent Jeff Lynne.
Glücklicherweise gab es einen Wechsel beim Label. Es wurden kühlerköpfige Leute eingestellt. „Free Fallin’“ wurde ein Top-10-Hit, der sieben Monate lang in den Single-Charts von Billboard blieb. „Es vergeht kein Tag, an dem mir nicht jemand „Free Fallin’“ vorsummt oder ich es irgendwo höre“, sagte Petty. „Aber es waren wirklich nur 30 Minuten meines Lebens.“
3. „Don’t Come Around Here No More“
Southern Accents, 1985
„Ich wollte eine Single machen, die so klang, wie nichts, was jemals zuvor gemacht worden war“, sagte Petty über „Don’t Come Around Here No More“. Psychedelisch und doch synthlastig, klassisch und doch modern, war der Song eine radikale musikalische Neuerfindung, die zusammen mit dem englischen Produzenten Dave Stewart von Eurythmics ausgeheckt wurde.
Die Heartbreakers waren skeptisch, dass ein Außenstehender ihren Sound überarbeiten sollte. Insbesondere als er vorschlug, eine Sitar hinzuzufügen. „Ich glaube, die meisten seiner Bandmitglieder – und ich kann es ihnen nicht verübeln – dachten: ‚Was zum Teufel ist das?‘“, erinnert sich Stewart. „Die Platte hieß Southern Accents, und sie klang, als wären wir in Indien.“
Pettys Text basierte auf einer Zeile, die Stevie Nicks zu ihrem Ex-Freund Joe Walsh auf einer Afterparty von Eurythmics gesagt hatte. Stewart schlug auch das „Alice im Wunderland“-Konzept für das bahnbrechende Video zu dem Song vor. „Dave und ich haben monatelang an dieser Single gearbeitet“, sagte Petty. „Es hätten zehn verschiedene Platten daraus werden können.“
2. „Refugee“
Damn the Torpedoes, 1979
„Wir hören immer wieder, dass wir die Zukunft des Rock ’n’ Roll sind“, erklärte Petty anlässlich der Veröffentlichung des dritten Albums der Heartbreakers. „Ich will nicht die Zukunft sein. Ich will die Gegenwart sein.“ Der Titelsong von „Damn the Torpedoes“ sorgte dafür. „Refugee“, produziert von Jimmy Iovine, war ihr bisher rockigster Song. Eine Erklärung, dass sie keinen New-Wave- oder Punkrock-Trends folgten, sondern eine neue Generation von Rock-‚n‘-Roll-Traditionalisten waren.
Wie so oft im kreativen Prozess der Band schrieb Mike Campbell die Musik, nahm sie auf einem Vierspur-Tonband auf und gab sie an seinen Partner weiter. „Die Texte kamen mir sehr schnell in den Sinn“, sagte Petty. Die Aufnahme hingegen nicht so sehr. Campbell erinnert sich an 100 Takes. Petty sagt 200. „Ich erinnere mich, dass ich sehr frustriert war“, sagte Campbell. „Ich verließ einfach das Studio und fuhr für zwei Tage aus der Stadt.“
Als er zurückkam, hatten sie es geschafft und drehten ein schnörkelloses Video, das zu einem frühen MTV-Klassiker wurde. Und plötzlich schien der amerikanische Rock wiedergeboren zu sein.
1. „American Girl“
Tom Petty and the Heartbreakers, 1976
„The American Girl ist nur ein Beispiel für diese Figur, über die ich oft schreibe“, sagte Tom Petty. „Das Kind aus der Kleinstadt, das weiß, dass es da draußen noch mehr gibt. Aber bei der Suche danach auf die Nase fällt. Ich habe immer Mitgefühl für sie empfunden.“ In seinem größten Song verwandelte Petty sein Mitgefühl in einen amerikanischen Klassiker. Passenderweise aufgenommen am 4. Juli 1976. Der Song vereint Jahrzehnte des Rock ’n‘ Roll zu einer energiegeladenen Hymne.
Stan Lynchs lebhafter Bo-Diddley-Beat erinnert an die Fünfzigerjahre. Das helle Gitarrenklingeln erinnert an die Byrds (so sehr, dass Byrds-Frontmann Roger McGuinn den Song coverte). Mike Campbells hochfliegende Läufe im Outro sind wie ein Blitzschlag der Gitarrenhelden der Siebziger. Und die straffe New-Wave-Energie drängt in die Achtziger und darüber hinaus (die Strokes haben sie für ihren Hit „Last Nite“ aus dem Jahr 2001 geklaut).
Ironischerweise schaffte es der Song, als er 1977 als zweite Single aus dem selbstbetitelten Debütalbum von Petty and the Heartbreakers erschien, nicht in die US-Charts. Er erreichte aber die Top 40 in Großbritannien und ist bis heute ein Radio-Evergreen („Es fühlte sich an wie: ‚Wow, das könnte funktionieren‘“, sagte Campbell, als er sich an den anfänglichen Erfolg des Songs erinnerte). Die Anspielung im Text auf die Route 441, die durch Gainesville, Florida, führt, inspirierte Gerüchte, dass „American Girl“ von einer Studentin der University of Florida handele, die Selbstmord begangen habe, indem sie vom Balkon ihres Studentenwohnheims sprang.
Tatsächlich wurde der Song in Pettys Wohnung in Encino, Kalifornien, geschrieben, während er dem Verkehr auf der Autobahn vor seinem Fenster lauschte. „Die Worte sprudelten einfach aus mir heraus“, sagte er. „Das Mädchen suchte nach der Kraft, weiterzumachen. Und sie fand sie.“