Tres, tres Chip

Mensch? Maschine? AIR wider- legen ihren eigenen Lounge-Pop HAMBURG, GROSSE FREIHEIT 36

Als es noch Rockopern gab, hörten sie so auf, wie dieses Konzert beginnt. Mit dem entspannten Teil, der orchestralen Auflösung, jodelnden Synthesizern, mit der Rockband, die sich aufs große „The End“ hin selbst ausblendet. Bei Air ist es die Exposition, die den Ton vorgibt für den Rest des Abends. Jean-Benoit Dunckel und Nicolas Godin haben das alles mal gemütlich im Studio zusammengefummelt, auf der Bühne stehen sie zu fünft.

gut aussehend, bereit, angebetet zu werden. Wäre das vor zehn Jahren möglich gewesen, dass ein scheues Jazz-Pop-Instrumental wie „Talisman“ von so performance

jungen Konzertbesuchern einen so großen Wiedererkennungs-Applaus bekommt? Es ist auch Verlegenheit, denn in der ausverkauften Großen Freiheit wissen viele nicht genau, wie sie sich bei dieser Art von Vorstellung verhalten sollen. Keine Leinwände zum Hinschauen, der Tanz- und Mitsing-Faktor ist bei aller Begeisterung minimal. Daheim gibt es solche Missverständnisse nicht, da funktionieren die Air-Platten „Moon Safari“ und „10.000 Hz Legend“ als großartige Lümmel- und Knutschmatratzen. Das Duo aus Paris hat sich auf Covern und in Videos stilsicher visualisiert, zuletzt als Insassen eines musikalischen Berglabors, in dem Sinne futuristisch, wie man sich in den 70er Jahren die Zukunft vorstellte. Hier stehen sie plötzlich ab Band, die schon damals altmodisch gewesen wäre, spielen „Sexy Boy“ ab rockenden Boogie Woogie, singen aber konsequent durch Vocoder-Effekte und bilden ihre Musik mit der Exaktheit eines Home-Computers ab. Egal, wie man es nimmt, Air widerlegen sich selbst. Kraftwerks Idee, gleich Roboter auf die Bühne zu stellen, erscheint nicht mehr so albern. Ein Konzert wie ein schönes Wannenbad am Samstagabend. Wenn danach nichts mehr käme, wäre es ein trauriges Wochenende.

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