Tricky – Maxinquaye

Punkte: 67 Punkte

Dieses Album ist ein postmodernes Missverständnis. Gedacht als glühende, ruppige und möglichst unkommerzielle Antithese zu Massive Attacks Übernacht-Erfolg „Blue Lines“, an dem Tricky mitgearbeitet hatte, wurde „Maxinquaye“ zum krumpeligen Meilenstein, an dem sich alles Folgende im TripHop messen lassen musste. So auch Tricky selber, der aus der grundlegenden Antihaltung, die aus jedem schabenden Beat und brodelnden Sound dieses Albums hervorblitzt, eine ganze Karriere schnitzte – und zwar ausschließlich mit Alben, von denen er selber sagt, sie seien nie über das Demostadium hinaus gekommen. Hier gab er sich Mühe, gab er alles, gab er sein letztes künstlerisches Hemd – etwas, das ihm hernach nicht noch einmal passieren sollte. Nur hier erhält man ein Komplettwerk mit brillanten Variationen des Themas „die Schöne und das Biest“: Die berückend zarthauchende Stimme seiner Entdeckung Martina Topley-Bird vollführt einen klanglichen Pas de deux mit Trickys Brummelstimmen, klangknetenden Keyboards und Rhythmus-Maschinen mit fortgeschrittenem Krupphusten. Es ist die ultimative Entdeckung des Wunderschönen in gewollter Hässlichkeit – und so dicht und beängstigend, dass dieses Album zu Recht zwischen allen Stilen, Stühlen, Epochen und Zeiten fest hängt.

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