Tricky-Sängerin Stephanie McKay ließ sich für ihr Soloalbum vielseitig inspirieren

Unter all den Gastsängern und Gastsängerinnen, die auf dem vorletztem Album von Tricky, „Blowback“, die (musikalische) Wende im Leben des Bristol-Brummlers einläuteten, berückte vor allem eine Stimme: Tricky hatte die in New York lebende Stephanie McKay in einem Qub in der Bronx singen hören und bald darauf für eine Kollaboration hinters Mikro gebeten – das Ergebnis war unbedingt vielversprechend. „Er ist schon ein komischer Kauz“, sagt Stephanie jetzt, „aber es war faszinierend zu erleben, wie er einfach ins Studio geht und aus dem Nichts kreativ wird. Und es kommt auch noch was dabei heraus!“ Auch bei dem ersten musikalischen Alleingang von Stephanie Mc-Kay ist etwas herausgekommen: Auf „McKay“ gelingt ein toller Grenzgang zwischen klassischer Soul-Emphase, alten Folk-Tugenden, HipHop Minimalismen und atmosphärisch dichten TripHop-Verweisen.

Letztere entstanden in einigen Sessions, die Stephanie wiederum mit Bristol in Verbindung brachten. GeoffBarrow und Tim Saul von Portishead beziehungsweise Earthling hatten bei einer ähnlichen Gelegenheit wie Kollege Tricky Gefallen an der New Yorkerin gefunden, und schon bald flog man hin und her über den Ozean, um gemeinsam ein paar Lieder aufzunehmen. „Die beiden haben meine Ohren verdorben“.

lacht Stephanie, „ich kam mit lauter in den USA aufgenommenen Platten, von denen ich dachte, sie würden toll klingen. Dann habe ich gehört, was Jeff und Tim mit ihrem uralten analogen Equipment so hinkriegen, und jetzt ist meine ganze Ästhetik dahin!“ Als die nun 35-jährige vor etwa fünf Jahren in den Profi-Pop rutschte, hatte sie bereits ein Leben als Tänzerin bei einer ganzen Reihe hoch ambiüonierter dawntown theatre companies hinter sich, war mit Bühnenstücken auf Tournee gegangen – und hatte dabei festgestellt, dass eine ausgebildete Stimme ein Pfund ist, mit dem sich gut wuchern lässt. „Tänzerinnen, die auch singen können, haben eine viel bessere Chance, an gute Engagements zu kommen. Ganz nebenbei entwickelt man so am Theater ein kreatives Vokabular, das anders ist als das der Popmusik.“ Dieses in die eigene Musik zu überführen, sei jedoch gar nicht so einfach gewesen: „Es hat lange gedauert, bis ich einen Ausdruck gefunden hatte, der meine beiden Welten gleichermaßen widerspiegelt. Ich wollte Geschichten erzählen – wie früher die Folk-Sänger aus der AM-Radio-Tradition.“ Das ist ihr auf „McKay“ gelungen. „Ich habe das Glück, von hochkreativen Menschen mit großer innerer Weite umgeben zu sein“, sagt sie schön bildhaft, und auch das ist ein Pfund, mit dem sich gut wuchern lässt.

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